Weiterlesen Dazu können Betroffene die Nummer 0800 330 1111 anrufen. Daraufhin werden diese mit einer zufälligen „Plauderpartner*in“ verbunden. Der Austausch dauert in der Regel 10 bis 30 Minuten. Ende Juni wurde das Plaudernetz online geschaltet. Es ist ein niedrigeschwelliges und kostenfreies Angebot, das sich an alle Menschen richtet, welche sich einsam fühlen und sich nach zwischenmenschlichem Austausch sehnen. Die einzigen Bedingungen für einen Anruf sind Volljährigkeit und ein Interesse am Austausch mit anderen Menschen. Durch die bestehende Anonymität (den Gesprächspartner*innen wird empfohlen, nur ihren Vornamen zu nennen) gilt das „Plaudernetz“ als sehr sicher, auch zurückverfolgen lassen sich die Anrufe nicht. Alle Anrufer*innen verpflichten sich mit dem Nutzen des Angebots zu einem respektvollen Umgang miteinander, dem „Plauderton“. Es ist auch möglich, sich ehrenamtlich als offizielle*r „Plauderpartner*in“ registrieren zu lassen – wie dies funktioniert, wird in dieser Übersicht erklärt. Sie können auch direkt das Anmeldeformular nutzen und werden dann durch die weiteren Schritte geleitet. In der Plaudernetz-App, die Sie für Ihr Engagement benötigen, können Sie angeben, zu welchen Zeiten Sie für anonyme Anrufer*innen da sein können und das Ehrenamt so in Ihren Alltag einbinden. Mit Ihrer Tätigkeit als „Plauderpartner*innen leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen Einsamkeit. Das „Plaudernetz“ wurde von den Maltesern in Deutschland initiiert, einer katholisch geprägten caritativen Hilfsorganisation. Das „Plaudernetz“ ist allerdings kein Ersatz für Telefonseelsorge oder andere Krisentelefone, sondern soll eher zu alltäglichen Gesprächen anregen. Für den Fall, dass Sie sich in einer persönlichen Krise befinden, nutzen Sie bitte entsprechende Angebote.
Weiterlesen Ohne einen verlässlich funktionierenden Hörsinn bilden sich oft erhebliche Probleme in der Alltagsbewältigung. Nicht nur das Einkaufen und Konsumieren von Medien können in diesem Fall herausfordernd oder gar unmöglich werden, auch die Partizipation am gesellschaftlichen Leben, das Aufrechterhalten von sozialen Kontakten sowie die Fähigkeit, reibungslos zu kommunizieren, gestalten sich als schwerhörige Person zumeist holprig und sind mit zum Teil weitreichenden Einschränkungen verbunden. Besonders alarmierend ist dies aufgrund der ohnehin hohen Zahl älterer Menschen, die unter Einsamkeit leiden. Sowohl eine Abnahme der Hörfähigkeit als auch ein Mangel an sozialen Kontakten kann die Lebensqualität verschlechtern, wodurch ein Teufelskreis entsteht. Wie das Deutsche Ärzteblatt in einem Artikel vom 02. Juni berichtet, kann sich die Inanspruchnahme eines Hörgeräts positiv auf das Sozialleben Hörgeschädigter auswirken und dadurch auch deren psychische Gesundheit stabilisieren. Herausgefunden wurde dies in einer us-amerikanischen Studie mit fast 1.000 von Schwerhörigkeit betroffenen Senior*innen, die in zwei Gruppen unterteilt wurden. Die erste Gruppe wurde bei Bedarf mit Hörgeräten ausgestattet, wohingegen die zweite Gruppe keine Hilfsmittel erhielt. Nach drei Jahren wurden die Teilnehmer*innen gebeten, mit Hilfe des Cohen Social Network Index Score die eigenen sozialen Kontakte mit Blick auf Qualität und Quantität zu bewerten. Auch ihr subjektives Empfinden von Einsamkeit konnten sie auf einer Skala vor und nach der Studie angeben. Die Ergebnisse sprechen klar für den Einsatz von Hörgeräten: Teilnehmer*innen mit Hörgeräten konnten im dreijährigen Studienzeitraum die Größe ihres sozialen Umfeld im Schnitt aufrechterhalten, während sich die sozialen Kontakte der Vergleichsgruppe insgesamt verringert haben. Dies entspricht dem individuellen Empfinden von Einsamkeit, das sich innerhalb der Teilnehmer*innen ohne Hörgeräte tendenziell verstärkte. Unter den teilnehmenden Personen mit Hörgerät ließ sich dies dagegen nicht beobachten. Darüber hinaus lässt der Ausgang der Studie vermuten, dass Hörgeräte auch den Abbau von kognitiven Fähigkeiten verlangsamen können. Hierzulande nutzt nicht einmal die Hälfte aller schwerhörigen Menschen ein Hörgerät, obwohl der Anteil innerhalb der letzten zehn Jahre etwas gestiegen ist. Im Rahmen der EuroTrak-Studie bestätigen Träger*innen von Hörgeräten auch in Deutschland zahlreiche positive Effekte: Knapp zwei Drittel bestätigten eine verbesserte Schlafqualität, eine Zunahme des Sicherheitsgefühls im Straßenverkehr und auch über eine Stärkung der Kommunikationsfähigkeiten. Nahezu alle Befragten gaben an, durch ihr Hörgerät mehr Lebensqualität als zuvor zu erfahren. Häufiger Grund für den Verzicht auf den Gang zum HNO-Arzt – und damit ebenfalls auf ein Hörgerät – ist die Wahrnehmung, dass ein Hörgerät mit hohen Kosten verbunden sei. Tatsächlich zahlen gesetzliche Krankenkassen einen Zuschuss bei der Anschaffung eines Hörgeräts, sodass Patient*innen möglicherweise eine geringer als erwartete finanzielle Belastung zu befürchten haben.
Einsamkeit hinterlässt Spuren in der Proteinsignatur
22. April 2025Weiterlesen Im Mittelpunkt der 14-jährigen Studie steht die Proteinstruktur, da bereits bekannt ist, dass das Beisammensein mit anderen Menschen sich auf biologische Vorgänge des Körpers auswirken kann. So kann ausreichend soziale Interaktion das Immunsystem stärken, wodurch der Körper resilienter gegenüber Erkrankungen und Entzündungen wird. Das Blut der 42.000 teilnehmenden Proband*innen zwischen 40 und 69 Jahren wurde daher insbesondere mit Blick auf die Zusammensetzung der darin enthaltenden Proteine ausgiebig analysiert. Im Vorfeld wurden die Teilnehmenden zu ihrer Wohnsituation und ihres individuellen Empfindens von Einsamkeit befragt. Durch die Auswertung der Blutproben konnten die Forscher*innen feststellen, dass die Gruppe der Teilnehmenden, die alleine lebten und/oder sich als einsam bezeichneten, ein höheres Maß an gewissen Proteinen aufwiesen. Weitere Untersuchungen ergaben, dass es dutzende sogenannte „Einsamkeitsproteine“ gibt, die unter Menschen mit geringen sozialen Isolationen vermehrt vorhanden sind. Der Unterschied zwischen sozial isolierten Personen und Personen, die sich einsam fühlten, ist hinsichtlich der Konzentration dieser Proteine unwesentlich. Zahlreiche Fälle von Schlaganfällen und Erkrankungen der Teilnehmer*innen lassen sich auf diese konkrete Proteingruppe zurückführen. Dies unterstreicht die Bedeutung von Zugehörigkeit und sozialer Isolation für die eigene Gesundheit. Allerdings bleibt anzumerken, dass die Studie Einsamkeit mit sozialer Isolation gleichsetzte und so davon ausging, dass alle Menschen nach demselben Maß an sozialem Austausch streben, weshalb eine leichte Verzerrung der Ergebnisse nicht ausgeschlossen werden kann. Mittlerweile gibt es für jede Altersgruppe zahlreiche kostenfreie Beratungs- und Hilfsangebote für Betroffene, die Sie nach Bedarf und Belieben nutzen können. Die Studie wurde in einem Artikel des Deutschen Ärzteblatts thematisiert.
Strategie: Maßnahmen gegen Einsamkeit im Alter
15. März 2025Weiterlesen Chronische Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sondern ist mit einer Vielzahl an körperlichen und psychologischen Erkrankungen verbunden.[1] Mehr als jede*r fünfte Senior*in ab 75 Jahren in Deutschland fühlt sich häufig oder zumindest hin und wieder einsam. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen. Einsamkeit macht krank und ist nicht nur deshalb ein gesamtgesellschaftliches Thema. Daher hat das Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein eine Studie zur Entwicklung von Maßnahmen gegen Einsamkeit im Alter in Auftrag gegeben, die von der Universität zu Lübeck durchgeführt wird. Das Ziel der 2024 gestarteten Studie ist es, Ergebnisse über die Dimension von Einsamkeit, die Bedarfs- und Angebotsstruktur, ein „Train-the-Trainer-Konzept“ für Mitarbeiter*innen von Kommunen, Verbänden, Freiwilligenorganisationen etc. und eine Übersicht über die Angebotsstruktur in Schleswig-Holstein zu erlangen. Mit den Ergebnissen, die auf qualitativen und quantitativen Interviews beruhen, wird Mitte 2025 gerechnet. [1] Vgl. Luhmann (2021): Einsamkeit - Erkennen, evaluieren und entschlossen entgegentreten, online unter https://www.bundestag.de/resource/blob/833358/0924ddceb95ab55db40277813ac84d12/19-13-135b-data.pdf
Fortschritt im Kampf gegen Einsamkeit
23. Januar 2025Weiterlesen Bei Einsamkeit handelt es sich nicht nur um ein unangenehmes und mit Scham verbundenes Gefühl, sie ist dazu auch so gesundheitschädigend. Einige Wisschenschaftler*innen sprechen gar von einer der größten gesellschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Großbritannien verfügt schon seit 2018 über ein Einsamkeitsministerium und auch hierzulande ist Einsamkeit insbesondere seit der Corona-Pandemie verstärkt auf politischer Ebene debattiert worden. Ende 2023 beschloss das Bundeskabinett die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) erarbeitete Strategie gegen Einsamkeit, durch die man sich einen Rückgang der Einsamkeit in Deutschland erhoffte. Nach etwas mehr als einem Jahr zeichnen sich nun erste Erfolge des Konzeptes ab, wie vor Kurzem in einer Pressemitteilung des BMFSFJ auf Basis des ersten Monitoring-Berichts verkündet wurde. Seit ihrem Beschluss ist die Strategie gegen Einsamkeit um 21 Maßnahmen ergänzt worden. Laut Bundesministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Grüne) sollen die Hilfsangebote und Projekte gegen Einsamkeit nach Möglichkeit alle betroffenen Bundesbürger*innen erreichen. Darüber hinaus sei Einsamkeit ein häufiger Grund für die Inanspruchnahme der Telefonseelsorge – unabhängig vom Alter der Anrufer*innen. Die meisten der 132 Maßnahmen sind aktuell aktiv und umfassen ein breites Feld an Projekten, Workshops, Telefonangeboten und Veranstaltungen, aber auch eine konsequente theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema. Darüber hinaus soll der Bund verstärkt mit den Ländern in den Dialog gehen, um die Koordination der Maßnahmen zu optimieren und Entwicklungen diesbezüglich zu dokumentieren. So soll auch die Stigmatisierung von Einsamkeit beendet werden, damit Betroffene den Mut finden, sich an eines der Hilfsangebote zu wenden und Menschen kennenzulernen, die die individuellen sozialen Bedürfnisse erfüllen können. Sie finden die Pressemitteilung hier. Wenn auch Sie sich einsam fühlen, nutzen Sie folgende Angebote des Kompetenznetz Einsamkeit.
Fachtagung gegen Einsamkeit im hohen Alter – 11.10.2024
2. September 2024Weiterlesen Fehlende soziale Kontakte verkürzen nachweislich die Lebensdauer und können ernsthafte psychische Schäden mit sich ziehen. Das Kompetenzzentrum Palliative Geriatrie hat Einsamkeit unter Senior*innen unlängst auf seine Agenda gesetzt und lädt am Freitag, den 11. Oktober 2024 in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. in Berlin-Tiergarten zur alljährlichen Fachtagung Palliative Geriatrie ein, an der über 30 Mitwirkende aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden beteiligt sind. Von 09:00 bis 17:15 können sich die Teilnehmenden mit Fragen rund um Einsamkeit im Rentenalter auseinandersetzen, praxisnahe Ansätze entwickeln und damit zum wissenschaftlichen Diskurs beitragen. Erforscht werden sollen u.a. Ursachen, Folgen der sozialen Isolation älterer und dementer Menschen sowie mögliche Vorgehensweisen dagegen, damit konkrete Handlungsschritte sowohl in der Sozialpolitik als auch im unmittelbaren persönlichen Umfeld eingeleitet werden können. Die Zielgruppe der Fachtagung unter der Leitung von Dirk Müller besteht dabei vorrangig aus medizinischem Fachpersonal, in der Geriatrie Beschäftigten und Fachkräften aus verwandten Arbeitsfeldern. Die Teilnahmekosten inklusive Verpflegung belaufen sich grundsätzlich auf 134€ pro Person – eine Online-Teilnahme an der Fachtagung, für die eines von vier Themenbereichen ausgewählt wird, ist mit 89€ etwas günstiger. Auf der Website zur Fachtagung finden Sie weitere Informationen wie auch den Flyer und das Tagungsprogramm zum kostenlosen Herunterladen. Für die Teilnahme können Sie das Anmeldeformular ausfüllen.
Landtag: Einsamkeit im Alter
24. Juni 2024Weiterlesen Der Antrag der SPD-Fraktion betont dabei insbesondere die Notwendigkeit, ins Handeln zu kommen, anstatt auf weitere Studien zu warten. Ebenso vordergründig ist die Forderung nach hauptamtlichen Kräften. Mit dem Konzept der „Vor-Ort-Für-Dich-Kraft“, wie es die SPD nennt, sollen vor allem Angebotslücken zwischen gesundheitlicher, pflegerischer und sozialer Unterstützung im Quartier geschlossen werden. Dabei gehe es auch um präventive und systemübergreifende Maßnahmen. Die Einrichtung und Förderung niedrigschwelliger, aufsuchender Quartiersarbeit wird als notwendig erachtet, um Menschen in ihrem Lebensumfeld zu erreichen und die nötige Unterstützung zu vermitteln. Hauptamtliche Stellen sollen dabei als Lotsen durch die verschiedenen Sozialleistungen fungieren, um ein selbstständiges Leben zu Hause zu ermöglichen und gleichzeitig Einsamkeit zu vermeiden. Darüber hinaus wird im Antrag gefordert, dass die Strategie der Bundesregierung konsequenter umgesetzt wird. Bereits am 27. Januar 2023 hat sich der schleswig-holsteinische Landtag mit einem ähnlichen Antrag befasst, den die SPD vorgelegt hatte. Die Fraktionen hatten daraufhin bis Mitte Juli Zeit, sich zu beraten. Über diese beiden Termine im Januar und im Juli hatten wir berichtet. Im 2023er-Antrag fordern die Sozialdemokrat*innen die Landesregierung auf, 100 hauptamtliche „Vor-Ort-für-dich-Kräfte“ einzusetzen. Wie der parlamentarische Geschäftsführer des Südschleswigschen Wählerverbandes Christian Dirschauer damals betonte, kann es sich bei 100 Hauptamtlichen gegenüber 1100 Kommunen in Schleswig-Holstein allerdings nur um „einen ersten Schritt“ handeln. Einsamkeit ist dabei kein alleiniges Phänomen im Alter. Auch jüngere Menschen können unter Einsamkeit leiden. Sowohl der Antrag der SPD-Fraktion als auch der sozialpolitische Sprecher der CDU, Werner Kalinka weisen darauf hin. Und auch die Strategie der Bundesregierung schreibt klar vorneweg: „Einsamkeit kann jede und jeden treffen.“ Dieser Umstand ist besonders für die parteipolitische Arbeit, wie auch in Vereins- und Gremienarbeit, nicht zu unterschätzen. Indem sie das Bindeglied zwischen verschiedenen Gruppen und Generationen ist, die hier an einem gemeinsamen Ziel arbeiten, schafft sie ein gemeinsames Interessenfeld. Gleichzeitig ist Einsamkeit wie kaum ein zweites Thema von „anwaltschaftlichem“ Handeln, also Handeln in Stellvertretung für die Betroffenen, abhängig. Bereits das Wort „Einsamkeit“ weist darauf hin: Einsame Menschen sind schlechter vernetzt, kennen weniger Anlaufstellen und befinden sich häufig in einem Teufelskreis, der soziale Kontakte erschwert. Die Einrichtung von hauptamtlichen Stellen zielt in diese Richtung.
Strategien gegen Einsamkeit
20. Juni 2024Weiterlesen Laut Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sollen dazu Faktoren identifiziert und erforscht werden, die dazu beitragen können, Einsamkeit zu verhindern und zu bekämpfen. Des Weiteren soll mit dem Einsamkeitsbarometer ein Instrument entwickelt werden, um das Ausmaß der Einsamkeit in Deutschland erfassen zu können. Informationen und Erkenntnisse über Einsamkeit sollen breit gestreut und zugänglich gemacht werden, um das Bewusstsein für dieses Thema in der Öffentlichkeit zu stärken. Für die Umsetzung der Strategie sind das Kompetenznetz Einsamkeit (KNE) sowie die Geschäftsstelle zur Begleitung der Strategie gegen Einsamkeit verantwortlich. Auf der Webseite des KNE findet sich eine Liste mit Hilfs und Beratungsangeboten. Darüber hinaus bietet das KNE eine sogenannte „Angebotslandkarte“, in der Interessierte über die Eingabe ihrer Postleitzahl oder ihres Wohnortes nach passenden Angeboten in ihrer Nähe suchen können. Ein anderer Ansatz findet sich bei den Maltesern. Unter dem Titel „Tipps gegen Einsamkeit im Alter“ haben die Malteser eine Liste mit 10 Tipps für eigene Maßnahmen gegen Einsamkeit entwickelt. Die Malteser zielen in ihren Tipps vor allem auf das „aktive“ Individuum: Das Problem an diesen Tipps liegt allerdings in ihren Voraussetzungen. Nicht jeder hat Zugang zu sozialen Gruppen oder ehrenamtlichen Möglichkeiten, sei es aus geografischen, finanziellen oder gesundheitlichen Gründen. Gerade für Menschen in ländlichen Gebieten oder mit eingeschränkter Mobilität, die zudem nicht „digitalaffin“ sind, verfehlen diese Tipps ihren Zweck. Hinzu kommt, dass nicht jeder sich in großen Gruppen oder im Rahmen von Freiwilligenarbeit wohlfühlt. Introvertierte Menschen oder solche mit sozialen Ängsten könnten solche Vorschläge als überwältigend empfinden und sich dadurch noch weiter zurückziehen, anstatt Unterstützung zu finden. Insbesondere, aber nicht nur, wenn Einsamkeit in Verbindung mit Depressionen auftritt, können solche Tipps zu Fehlschlüssen führen, die die Verantwortlichkeit im inaktiven Verhalten der betroffenen Personen sehen und dabei den Kontext, also die Lebensbedingungen, die Persönlichkeit oder eben die Gründe für die Erkrankung aus den Augen verlieren. Eine erste Anlaufstelle bei Depression bietet hier die deutsche Depressionshilfe, wobei explizit auch Angehörige und Menschen, die nicht wissen, ob sie eine Depression haben, sich an diese Hilfe wenden können. Soll Einsamkeit ernst genommen werden, sollten insbesondere in der Forschung die Menschen berücksichtigt werden, die aufgrund von Einschränkungen nicht aus eigener Kraft aus ihrer Einsamkeit herausfinden können. Forschungen im Rahmen der „Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit“ sollten daher Faktoren betrachten, die über das individuelle Verhalten hinausgehen. Ein „Einsamkeitsbarometer“ könnte zusammen mit anderen soziodemografischen Daten dabei helfen, strukturelle Problemfaktoren für Einsamkeit zu erkennen. Diese Erkenntnisse wären jedoch nur dann wertvoll, wenn daraus auch nachhaltig finanzierte Projekte zur Bekämpfung von Einsamkeit entstünden.Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit
Tipps der Malteser gegen Alterseinsamkeit
Weitere Perspektiven auf Einsamkeit im Alter
Bundesregierung: Neue Strategie gegen Einsamkeit?
29. Dezember 2023Die Bundesregierung hat am 13. Dezember 2023 ein neues Maßnahmenpaket beschlossen, um Einsamkeit zu entgegnen. Mit mehr als 100 Maßnahmen zur „Stärkung des sozialen Zusammenhalts und des gesellschaftlichen Miteinanders“ soll der Einsamkeit in Deutschland begegnet werden.
Im Strategiepapier der Bundesregierung wird das Thema Einsamkeit als gesamtgesellschaftliches Problem verstanden. Ältere Menschen werden als vulnerable Gruppe genannt. Die Maßnahmen sollen jedoch alle Altersklassen berücksichtigt werden, denn seit der Corona-Pandemie seien auch jüngere Personen verstärkt von Einsamkeit betroffen.
Man müsse das Thema intersektional angehen, um ein besseres Bild von der Verteilung von Einsamkeit in der Gesellschaft zu bekommen. Intersektionalität bedeutet, verschiedene Diskriminierungsmerkmale wie z. B. Alter, Religion, Behinderung, geschlechtliche Identität, sexuelle Orientierung oder zugeschriebene Gruppenzugehörigkeit gemeinsam zu betrachten.
Ein wichtiger Teil des Maßnahmenpakets sei, mehr Wissen um das Thema Einsamkeit in Deutschland zu generieren und bestehende Maßnahmen zu evaluieren. Eine neue Kernmaßnahme ist das sogenannte Einsamkeitsbarometer, mit denen die Verbreitung von Einsamkeit in unterschiedlichen sozialen Gruppen erhoben werden soll. Zudem soll auch Forschung zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit angeregt werden. Zusätzlich sind öffentliche Aktionen geplant, die gesellschaftliches Zusammenkommen fördern sollen.
In kritischen Beiträgen (wie in diesem Beitrag im Deutschlandfunk) wird an der „neuen“ Einsamkeitsstrategie beklagt, dass sie sich vor allem aus bereits bestehenden Maßnahmen zusammensetze und keine neuen finanziellen Mittel bereitgestellt werden. Dabei sei das Thema eine enorme gesellschaftliche Herausforderung. In anderen Ländern - wie z. B. in Großbritannien - wird Einsamkeit schon mit einem eigens dafür vorgesehenen Ministerium entgegnet.
Einsamkeit und Feiertage – Übersicht über Angebote
19. Dezember 2023Weiterlesen Über den Verein Silbernetz e.V. haben wir schon einige Male berichtet und den Verein in unserer Reihe „Beispielsweise…“ vorgestellt. Zentrales Element der Angebote von Silbernetz ist das „Silbertelefon“, die kostenfreie Telefonhotline für ältere Menschen mit Einsamkeitsgefühlen oder jenen, die einfach jemanden zum Reden brauchen. Das sonst zwischen 22 und 8 Uhr unbesetzte Telefon wird wie in den vergangenen Jahren zum „Feiertagstelefon“ ausgeweitet. Ab Heiligabend um 8 Uhr erreichen Sie bis Neujahr um 22 Uhr rund um die Uhr jemanden unter 0800 4 70 80 90. Das Angebot ist anonym, vertraulich und kostenfrei. Im Unterschied zum Silbertelefon ist die TelefonSeelsorge nicht auf eine bestimmte Alters- oder Zielgruppe beschränkt. Unter den Nummern 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123 finden alle Ratsuchenden auch an den Feiertagen 24 Stunden am Tag ein offenes Ohr. Kein Telefonangebot, sondern eine Möglichkeit des (digitalen) Zusammenseins: Der Verein Wege aus der Einsamkeit e.V. bietet auch in diesem Jahr wieder eine Weihnachtsfeier über die Plattform Zoom an. Auch dieser Verein war schon in unserer „Beispielsweise…“-Rubrik dabei. Die Veranstaltung findet am 25.12.2023 um 15 Uhr statt, die Zugangsdaten erhalten Sie per Anfrage über den Verein. Geplant sind Kurzgeschichten, Rätsel, Musik, Spiele und vieles mehr. Hier gelangen Sie zur Internetseite von Wege aus der Einsamkeit. Die Plattform nebenan.de bietet die Möglichkeit zum Kennenlernen, Helfen, Verabreden von Nachbar*innen. Für die Feiertage hat die kostenlose digitale Plattform die Aktion „Weihnachten nebenan“ gestartet, in deren Rahmen Aktionen in der Nachbarschaft geplant werden können. Auch Online-Beiträge zum Thema Einsamkeit und Tipps dagegen finden Sie auf der Seite. Mehr dazu gibt es hier. Zur vollständigen Übersicht über Angebote gegen Einsamkeit gelangen Sie auf der Seite des Kompetenznetz Einsamkeit. Silbernetz-Feiertagstelefon
TelefonSeelsorge
Zoom-Weihnachtsfeier am 25.12.2023
Weihnachten nebenan