Seit Jahrzehnten engagiert sich der Verein „Freunde alter Menschen“ dafür, Einsamkeit im Alter zu überwinden. Wie der Verein auf die Corona-Pandemie reagiert oder was es mit dem aktuellen Projekt „Generation Nachbarschaft“ in Hamburg auf sich hat, erklärt uns Simone Sukstorf vom Verein in einem Gespräch.
Der Verein „Freunde alter Menschen“ hat 1991 in Berlin den ersten Standort eröffnet, mittlerweile gibt es nicht nur mehrere Büros in Berlin, auch Hamburg, Köln und Frankfurt sind als Standorte dazu gekommen. Ziel des Vereins ist es, Einsamkeit im Alter zu überwinden. Dabei geht es vor allem um Menschen über 75 Jahre, bei denen das Alleinsein häufiger eine große Rolle spiele. Als ein Mittel, um der sozialen Isolation entgegenzuwirken, organisiert und vermittelt „Freunde alter Menschen“ Besuchspartnerschaften und Veranstaltungen.
Dabei gibt es rund 500 Freiwillige, die regelmäßig und möglichst nachhaltig den Kontakt zu einer oder mehreren Älteren pflegen und sich austauschen. „Das sind oft Menschen am Beginn ihres Berufslebens, die sich bei uns engagieren, weil sie vielleicht auch den Kontakt zu ihren Großeltern gerne gepflegt haben und vermissen“, erklärt uns Simone Sukstorf von „Freunde alter Menschen“. Betreut werden derzeit etwa 700 ältere Menschen, die in der derzeitigen Pandemie durch die COVID-19-Erkrankung jedoch als Risikogruppe gelten. Das hat Auswirkungen auf die Besuche, die aus Sicherheitsgründen so zurzeit nicht stattfinden können.
„Für viele waren die regelmäßigen Besuche der Ehrenamtlichen oft der einzige soziale Kontakt. Dass auch das gerade wegfällt, trifft diese Menschen besonders hart. Das versuchen wir aber so gut es geht durch Telefonate und 14-tägliche Mutmachbriefe zu kompensieren“, so Sukstorf weiter. Die 6-seitigen Briefe sind aus Texten, Bildern, Gedichten, Rezepten und so weiter zusammengesetzt. „Die Briefe kamen sehr gut an, die Rückmeldungen waren durchweg positiv“, erklärt Simone Sukstorf. Außerdem wurden Blumensträußen und Leckereien an Ostern verteilt, ein Telefonquiz befindet sich gerade im Aufbau.
In Hamburg hat der Verein ein Projekt mit dem Titel „Generation Nachbarschaft“ ins Leben gerufen, in dem Ehrenamtliche noch niedrigschwelliger aktiv sein können. Bei dem Projekt geht es darum, „nachbarschaftliche generationsübergreifende Beziehungen aufzubauen“, wie es auf der Internetseite des Projekts heißt. „Wer kennt denn heutzutage in der Großstadt noch wirklich seine Nachbarn?“, bedauert Simone Sukstorf. „Die Älteren sagen oft, früher sei alles gemeinschaftlicher gewesen und auch die Jüngeren wünschen sich immer öfter einen stärkeren Austausch und Zusammenhalt in der Nachbarschaft. Nachbarschaftliche Kontakte können auch eine Grundlage dafür sein, Einsamkeit im Alter vorzubeugen.“ Dafür will „Generation Nachbarschaft“ eine Plattform bieten, über die sich jüngere und ältere Menschen melden können. Gerade jetzt gebe es einen großen Zulauf von Freiwilligen.
Auch Einkaufshilfen habe man angeboten, hier sei die Nachfrage aber bislang eher gering gewesen. Grundsätzlich sei bei allen Projekten und Angeboten in der Krise aber auch wichtig, dass diese eine nachhaltige Wirkung haben. „Es gibt viele Angebote in der Corona-Pandemie, doch was ist davon nachhaltig? Unser Anspruch ist es, nachhaltig auch über die Krise hinaus Strukturen zu schaffen, um der Einsamkeit alter Menschen dauerhaft vorzubeugen“, so die Vereinsaktive abschließend.
Kontaktmöglichkeiten und weiterführende Informationen erhalten Sie auf der Internetseite des Vereins „Freunde alter Menschen e.V.“ oder auf der Seite des Projekts „Generation Nachbarschaft“ . Eine Übersicht über Beiträge zum Thema Einsamkeit im Alter, die auf seniorenpolitik-aktuell bisher erschienen sind, finden Sie über diesen Link .