Die Organisation Human Rights Watch hat sich mit der Situation älterer Menschen in bewaffneten Konflikten zwischen 2013 und 2021 beschäftigt und Ergebnisse in einem Bericht veröffentlicht. Demnach hätte es weltweit schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen gegeben.
„Ältere Menschen sind in Konflikten schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, darunter Hinrichtungen im Schnellverfahren, Vergewaltigungen und Entführungen“, erklärt Senior Researcher für die Rechte älterer Menschen bei Human Rights Watch Bridget Sleap in einer Pressemitteilung. „Es ist dringend notwendig, dass die Regierungen und die Vereinten Nationen die besonderen Risiken und den Hilfebedarf älterer Menschen erkennen und handeln, um sie zu schützen.“
Human Rights Watch hat im Februar 2022 den Bericht „No One Is Spared: Abuses against Older People in Armed Conflict“ (übersetzt etwa: Niemand bleibt verschont: Missbrauch gegen ältere Menschen in bewaffneten Konflikten) herausgegeben. Die Organisation hatte die Lage Älterer in Regionen mit kriegerischen Auseinandersetzungen in den vergangenen Jahren beobachtet. Menschenrechtsverletzungen seien unter anderem in Burkina Faso, Mali, Israel sowie die besetzten palästinensischen Gebiete, Syrien oder der Ukraine dokumentiert worden. Ältere Zivilist*innen seien am meisten gefährdet, wenn sie nicht in der Lage sind, vor Angriffen zu fliehen oder sich dagegen entscheiden.
Auch beim (fehlenden) Zugang zu Hilfsgütern in Konfliktregionen seien ältere Menschen teilweise Menschenrechtsverletzungen und Hindernissen ausgesetzt. So habe beispielsweise ein 70-jährige blinder Mann 2017 im Südsudan gegenüber Human Rights Watch erklärt, es gebe keine Hilfsgüter auf der Insel, auf die er vertrieben worden sei. Um medizinisch versorgt zu werden, müsse er auf eine andere Insel oder aufs Festland reisen. „UN-Organisationen, Friedensmissionen und humanitäre Akteure sollten sicherstellen, dass alle Schutz- und Hilfsmaßnahmen auch ältere Menschen und ihre spezifischen Bedürfnisse berücksichtigen“, so Sleap weiter. „Ältere Menschen sind besonders schutzbedürftig. Sie sollten nicht länger unsichtbare Opfer von bewaffneten Konflikten werden.“
Der Bericht ist einen Tag nach dem aktuellen Angriff der russischen Armee auf die Ukraine veröffentlicht worden und bezieht sich demnach nicht auf die neue Situation. Da es in der Ukraine allerdings bereits seit 2014 bewaffnete Konflikte gab, sind diese Teil der Publikation. Wie die derzeitige Situation auch die Lage der älteren Zivilist*innen verschärft, bleibt weiter zu beobachten.
Der 54-seitige, englischsprachige Bericht kann hier heruntergeladen werden.