In stationären Pflegeeinrichtungen gilt aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung der derzeitigen Corona-Pandemie noch bis zu diesem Wochenende in vielen Bundesländern ein Besuchsverbot für Angehörige. Doch die Forderung nach einer Lockerung des Verbots wurden lauter. Die Bundesländer gehen verschiedene Wege, diesen Forderungen zu begegnen.
Bereits Ende April berichteten wir in einem Beitrag über eine Stellungnahme der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), die forderte, die soziale Isolation von Menschen in Pflegeheimen zu beenden. Bereits seit Mitte März gilt das Besuchsverbot für Angehörige, was für viele Heimbewohner/innen besonders hart sei.
Auch weitere Organisationen und Interessenvertretungen drängten auf Lockerungen. „Für Menschen mit Demenz bedeutet die Trennung von ihren Angehörigen über einen so langen Zeitraum eine Gefährdung ihrer Gesundheit, verbunden mit einem beschleunigten Voranschreiten ihrer Erkrankung“, äußert sich beispielsweise Monika Kaus, 1.Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) in einem Positionspapier. „Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen können nicht warten, bis ein Impfstoff entwickelt ist“, so Kaus weiter. Die DAlzG-Vorsitzende gibt in dem Papier auch Einblicke in die derzeitige Praxis der Alzheimer Gesellschaft: „Am Alzheimer-Telefon hören wir Tag für Tag Berichte von Angehörigen, die in großer Sorge um ihre Lieben im Heim sind. Menschen mit fortgeschrittener Demenz verstehen nicht, warum die Besuche ausbleiben.“ Technische Lösungen wie beispielsweise Video-Anrufe seien kein adäquater Ersatz. Häufig funktioniere diese Möglichkeit auch gar nicht.
Auch der BIVA-Pflegeschutzbund sieht die Besuchsverbote als „unverhältnismäßige Härte, die die seelische Gesundheit gefährdet“ an. Das schreibt der Pflegeschutzbund in einer Petition zum Thema. „Hunderte von Angehörigen, die vom Kontaktverbot betroffen sind, haben in den letzten Wochen Rat beim BIVA-Pflegeschutzbund gesucht“, heißt es in der Petition weiter, die ein Ende der Besuchsverbote fordert. „Sie berichten von Depressionen, mangelndem Lebensmut, Vereinsamung und Vernachlässigung ihrer Familienmitglieder.“ Statt generellen Verboten solle in erster Linie an effektiven Schutzmaßnahmen gearbeitet werden.
Den aktuellen Stand der Betretungs- oder Besuchsverbote bzw. Besuchseinschränkungen in stationären Pflegeeinrichtungen können – nach Bundesländern aufgeteilt – auf der Seite der BIVA eingesehen werden.