Im Rahmen der Hochaltrigkeitsstudie D80+ ist der neunte Kurzbericht erschienen. Er behandelt die Wertvorstellungen und Wünsche der Über-80-jährigen in Deutschland zu der eigenen Lebenssituation und das gesellschaftliche Zusammenleben. Zentrales Ergebnis: Die meisten Älteren wollen sicher und selbstbestimmt leben.
„Werthaltungen hochaltriger Menschen und ihre Wünsche für die eigene Lebenssituation und das gesellschaftliche Zusammenleben“ ist der Titel des Kurzberichts, der im Juli erschienen ist. Es ist der neunte Bericht dieser Art, jede Publikation beschäftigt sich mit einem Thema. Bei den Ergebnissen handelt es sich um die aufbereiteten Daten der bundesweiten Studie „Hohes Alter in Deutschland (D80+)“, in deren Rahmen zwischen November 2020 und April 2021 über 10.000 Menschen ab 80 Jahren zu ihrer Lebenssituation befragt wurden.
Laut dem vorliegenden Bericht geben 94% der Befragten an, dass es für sie wichtig sei, eine sichere Umgebung zu haben. Für 90% sei wichtig, selbstbestimmt handeln zu können, Traditionen zu achten spiele für 85% eine bedeutende Rolle und 83% wollen sich um die Natur und Umwelt kümmern. Macht und Prestige gaben laut Kurzbericht nur 12% als wichtige Wertvorstellung an.
Viele Hochaltrige seien mit ihrem Leben zufrieden. Über zwei Drittel geben allerdings an, „Gefühle von Anomie“ zu haben – also das Empfinden, dass ihre Werte nicht mehr zur modernen Gesellschaft passten. „Es gehört wohl zum Leben dazu, wenn viele von ihnen das Gefühl haben, dass ihre Wertvorstellungen nicht mehr mit denen der Gesellschaft übereinzustimmen scheinen“, ordnet die Bundesseniorenministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) die Ergebnisse des Berichts ein. „Umso wichtiger erachte ich das Miteinander zwischen jungen und alten Menschen und die gegenseitige Unterstützung, die sich viele der über 80-Jährigen für die Bewältigung ihres Alltags wünschen. Hierfür helfen Ideen, Angebote und Räume für unser Miteinander“, so die Ministerin weiter. Deshalb fördere die Regierung beispielsweise Mehrgenerationenhäuser oder den DigitalPakt Alter, der digitale Begegnungen ermögliche.
Die Hochaltrigkeitsstudie D80+ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) über einen dreijährigen Zeitraum gefördert und vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) und dem Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) durchgeführt. Die Abschlusstagung wird am 17. Oktober 2022 in Berlin stattfinden.
Ausgangspunkt der Studie war unter anderem die Feststellung, dass es bislang kaum Erkenntnisse über das hohe Alter in Deutschland gegeben habe – und das vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft. „Eine gute Datenlage ist jedoch notwendig“, heißt es auf der Internetseite von ceres. „Zum einen, um den besonderen Unterstützungsbedarfen im hohen Alter zukünftig besser gerecht werden zu können. Zum anderen, um Lösungsansätze für sozialpolitische Herausforderungen wie der sozialen Sicherung im Alter sowie im Hinblick auf eine Generationengerechtigkeit entwickeln zu können.“
Den rund 30-seitigen Bericht können Sie hier herunterladen.