Im Juni wurde der Nationale Bildungsbericht 2022 vorgestellt. Dieser beleuchtet Bildung in nahezu allen Lebensphasen: Frühe Bildung, Hochschulbildung, Weiterbildungen im Erwachsenenalter und vieles mehr. Was fehlt: Bildung im Alter. Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) kritisiert das und fordert eine Ausweitung der Bildungsberichterstattung.
„Bildung im Alter“ – inzwischen zumindest in der Fachdiskussion immer häufiger als Schlagwort zu finden (zum Beispiel hier) – findet sich als Begrifflichkeit kein einziges Mal in dem mehr als 400 Seiten umfassenden Nationalen Bildungsbericht 2022, der im Juni veröffentlicht wurde. Nun kann man denken, dass der Inhalt, der sich dahinter verbirgt, möglicherweise unter einem anderen Stichwort behandelt wird. Allerdings findet sich auch unter dem Suchbegriff „Rentner“ (als Suchbegriff nicht geschlechtergerecht formuliert) nur folgender Satz: „Rentner:innen oder anderweitig Nichterwerbstätige nehmen deutlich seltener an organisierten (formalen oder non-formalen) Bildungsaktivitäten teil.“ Immerhin findet sich dafür zwölf Mal das Wort „Senioren“ in dem Dokument – allerdings ausschließlich im Namen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ).
Die BAGSO, die sich als Interessensverband der älteren Generation(en) versteht, kritisiert die Nichtbeachtung von Bildung im Alter in der Nationalen Bildungsberichterstattung. Der Bericht befasse sich im Wesentlichen nur mit Bildung bis zum Ende der Erwerbstätigkeit – und das, obwohl der Bericht für sich in Anspruch nehme, das gesamte Bildungssystem in Deutschland systematisch abzubilden. „Diese kolossale Fehleinschätzung ist Ausdruck dafür, dass Bildung im Alter bisher nicht als bildungs- und gesellschaftspolitisch relevante Aufgabe erkannt und ernst genommen wird“, schlussfolgert Dr. Regina Görner, die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft. „Weil der Bericht die Bildung im Alter nicht thematisiert, bietet er auch keine Grundlage für politisches Handeln“, heißt es in der entsprechenden Pressemitteilung der BAGSO.
Der Bericht selbst weist an einer Stelle jedoch auch auf die schlechte Datenlage hin: „Zur Bildungsbeteiligung Älterer und insbesondere von Personen über 69 Jahren stehen nur wenige aktuelle Daten zur Verfügung, zumal diese Personengruppe in den gängigen Monitoringstudien kaum erfasst wird.“ Die BAGSO fordert in diesem Zusammenhang, einen regelmäßigen bundesweiten Survey zu Bildung im Alter einzurichten, um diese in der zukünftigen Berichterstattung angemessen darstellen zu können. „Betrachtet werden müssen dabei nicht nur formale, sondern auch non-formale und informelle Bildungsaktivitäten bis ins höchste Alter.“