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12. Oktober 2016

Dokumentation „Schleswig-Holstein – Lebenswert auch im Alter“ – 15.09.2016

Am 15.09.2016 wurden in Neumünster Erkenntnisse aus dem siebten Altenbericht dargestellt und auch diskutiert. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung der Veranstaltung und laden Sie sich die Präsentationen der RednerInnen herunter.

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Als Vertretung der Ministerin eröffnete Michael Hempel die Veranstaltung. Unter anderem betonte er, dass das angestrebte gute Leben auch bedeutet, Rahmenbedingungen zu verbessern bzw. herzustellen, die dieses gute Leben möglich machen. Best Practice-Beispiele können dazu Anregungen geben. Aber auch das Altenparlament kann dazu beitragen, indem es sich Gehör verschafft und in Gestaltungsprozess mit einbezogen wird. Das ehrenamtliches Engagement auch ist wichtig für diejenigen, die älter werden, es bedeutet einen Standortvorteil. Die Reihe Beispielsweise … dieses Portals wurde auch als Möglichkeit genannt, konkrete Vorschläge für die Einbindung ehrenamtlichen Engagements auszuprobieren.


Jörg Bülow, Vorstandsmitglied des Schleswig-Holsteinischen Gemeindetages (SHGT), wies auf Prognosen und Statistiken. Viele aktive Alte seien in Schleswig-Holstein sichtbar. Aber auch unter Älteren sollte die Heterogenität nicht missachtet werden, denn nicht jeder möchte oder muss aktiv sein. Jörg Bülow benennt folgende Forderungen für ein gutes Leben im Alter:

  • Wohnen bleiben zu Hause
  • Gute Erreichbarkeit von Angeboten zur Nachversorgung
  • Versorgung von Unterstützung, Pflege etc auch in der Fläche soll verfügbar sein
  • Mobilität: Barrierefreiheit und einen gut ausgestatteten öffentlichen Nahverkehr
  • selbstbestimmtes Leben soll ermöglicht werden, Treffpunkte, Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung bieten.

Notwendig dafür seien passende Rahmenbedingungen und vorhandene finanzielle Mittel. Förderstrukturen müssen zu den Bedarfen passen. Es braucht Menschen, die sich kümmern sowie gute Ideen und Kreativität.


Frank Berner des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) ist der derzeitige Leiter der Geschäftsstelle für die Altenberichte der Bundesregierung. Er berichtete über den aktuellen siebten sowie vergangene Altenberichte. Laden Sie sich an dieser Stelle die Präsentation runter. Seit dem fünften Altenbericht taucht z.B. der Begriff des aktiven Alterns auf.

Altenberichte müssen von Bundesregierung seit 1993 vorgelegt werden. Im aktuellen siebten Altenbericht wurden vor allem folgende Themen fokussiert:

  • Familiäre Pflege unter Druck, nicht mehr so möglich wie früher. Fachkräftemangel in Pflege
  • Neue Lösungen notwendig. Lokale Sorgestrukturen fördern und ausbauen.

Der Bericht folgt diesen Leitgedanken:

  • Ältere Menschen als sorgende und umsorgte Menschen wahrzunehmen. Es gibt verschiedene Seiten des älter werdens.
  • Geschlechtergerechtigkeit. Vor allem Frauen arbeiten viel in der familiären und professionellen Pflege. Aufgabenteilung sollte gleichberechtiger zwischen Geschlechtern aufgeteilt werden.
  • Generationenübergreifende Perspektive: Angebote müssen nicht auf ältere Menschen beschränkt sein.

Es wurden drei grundsätzlichen Überlegungen nachgegangen:

  • „Neue Subsidarität“: Auf welcher Ebene werden Aufgaben erfüllt? Auf der niedrigsten Ebene kann dies am besten geschehen, öffentliche Hand und Staat sind allerdings immer in der Pflicht, Rahmenbedingungen zu schaffen.
  • Soziale Ungleichheit wurde entgegen den beiden vorigen Altenberichten ein zentrales Thema.
  • Regionale Unterschiede, auch bzgl finanzieller Handlungsspielräume.

Die bearbeiteten Themen wurden vor allem in drei Handlungsfeldern verortet:

  • Gesundheitliche Versorgung
  • Pflegerische Versorgung
  • Wohnen, Wohnumfeld, Mobilität

Als Kernpunkte wurde die Stärkung der Rolle der Kommunen, Vernetzung und Kooperation genannt. Zu den drei Sorgestrukturen gehören ein gemischtes Arrangement für Hilfe und Unterstützung. Es umfasse Familienangehörige, Nachbarschaft, Freunde, freiwillig Engagierte, professionelle Fachkräfte, mittel- und osteuropäische Haushaltshilfen bzw. Pflegekräfte. Der Wohlfahrtsmix umfasst Akteure wie z.B. Beratungsstellen, Kommunen (und entsprechende Ressorts), Selbsthilfeorganisationen, ÄrztInnen, stationäre Hilfen, Pflegekassen und Wohlfahrtsverbände. Eine verstärkte Vernetzung wäre angebracht wäre angebracht.

Als These wird formuliert, dass tragfähige Sorgearrangements entstehen, wenn Hilfen von verschiedenen Akteuren zusammenkommen. Es sollte investiert werden, denn die öffentliche Hand muss private Strukturen rahmen und fördern.

Ein Fokus wird auf Nachbarschaft im Gemeinwesen gesetzt. Eine Balance aus Distanz und Nähe ist gut für kurzfristige, spontane sowie kleine Hilfe, Informationsaustausch und Wohlbefinden. Orte der Begegnung können durch Förderung geschaffen bzw. unterstützt werden.

Der sozialen Ungleichheit wird ein eigenes Kapitel gewidmet. Eine wachsende Altersarmut hängt auch zusammen mit Unterschieden in Gesundheit, Wohnbedingungen, Mobilität sowie Möglichkeiten der Aktivitäten bei verschiedenen Einkommenssituation. Soziale Ungleichheit relativiert Altersunterschiede und unterstreicht das heterogene Altersbild. Soziale Netzwerke, die unterstützen können, beruhen langfristig auf Gegenseitigkeit. Die soziale Ungleichheit birgt also auch aus dieser Perspektive einen Nachteil für ärmere Menschen.

Freiwilliges Engagement wird meist durch Angehörige der Mittelschicht geleistet, für ärmere Menschen ist dies oft nicht möglich. Als Forderung bzw. Ziel wird genannt, Menschen mit wenig Ressourcen systematisch für freiwilliges Engagement zu gewinnen.

Bezüglich Partizipation und Beteiligung merkt Herr Berner an, dass Einbindung in Umsetzung von Projekten geschehen kann. Aber viele Menschen werden nicht erreicht, dies kann an verschiedenen Sprachkenntnissen, unbekannten Strukturen oder der geringen Anzahl sozialer Kontakte liegen.


Am Nachmittag der Veranstaltung wurden sogenannte Best Practice Beispiele aus verschiedenen Kommunen vorgestellt:



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