Kürzlich ist mit „Einsamkeit in der Hochaltrigkeit“ der insgesamt 4. Bericht im Rahmen der Studie „Hohes Alter in Deutschland (D80+)“ erschienen. Demnach fühle sich die Mehrheit der über 80-Jährigen in der Bundesrepublik nicht einsam, durch die Pandemie habe sich Einsamkeit jedoch verdoppelt.
Im Rahmen der bundesweiten Hochaltrigkeitsstudie wurden zwischen November 2020 und April 2021 mehr als 10.000 Menschen im Alte von mindestens 80 Jahren zu ihrer Lebenssituation befragt. Nach und nach werden die Ergebnisse der schriftlichen Befragung in thematischen Kurzberichten veröffentlicht. Im ersten Bericht ging es um die wahrgenommenen Auswirkungen der Corona-Pandemie, der zweite hatte Einkommen im Alter zum Thema. Die gesundheitliche Lage im hohen Alter war Gegenstand des dritten Kurzberichts.
Der vierte Bericht dieser Art trägt den Titel „Einsamkeit in der Hochaltrigkeit“. Auch, wenn die Befragung schon unter dem Eindruck der Corona-Pandemie stattfand, fühlten sich 87,9 Prozent der Befragten nicht einsam. Mit 12,1 Prozent sei die Zahl der über 80-Jährigen, die unter Einsamkeit leiden, allerdings doppelt so hoch wie vor der Pandemie. Die Ergebnisse zeigten jedoch eine unterschiedliche hohe Einsamkeitsquote nach Altersgruppen innerhalb der mindestens 80 Jahre alten befragten. Während die Quote im Alter zwischen 80 und 84 Jahren noch bei 8,7 Prozent liege, fühlten sich bei den Teilnehmenden im Alter von über 90 Jahren schon über 22 Prozent einsam. Auffällig ist, dass Frauen sich mehr als doppelt so häufig einsam fühlen würden wie Männer. Erstaunlich hoch ist die Quote auch bei Menschen, die in Heimen leben. Hier gebe laut Bericht jede*r dritte Heimbewohner*in an, einsam zu sein.
Menschen mit schlechter subjektiver Gesundheit fühlten sich einsamer als jene, die sich gesund fühlen. Als Schutzfaktor gegen Einsamkeitsempfinden macht die Studie unter anderem Partnerschaften, ein großes soziales Netzwerk sowie einen hohen formalen Bildungsstand aus.
Reaktionen auf den Bericht gibt es auch aus der Bundesregierung. „Als Gesellschaft dürfen wir hier nicht wegschauen“, regiert die neue Bundesseniorenministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) in einer Pressemitteilung auf den Bericht und das Thema Alterseinsamkeit. „Im Koalitionsvertrag haben wir daher vereinbart, die Einsamkeit im Alter überwinden zu helfen.“ Geplant sei beispielsweise, eine Strategie gegen Einsamkeit zu erarbeiten. Außerdem wolle man die rechtliche Institution der „Verantwortungsgemeinschaft“ einführen, was sich auch auf das hohe Alter auswirken würde. „Wenn verwitwete Menschen zusammenleben, tragen sie nicht nur füreinander Verantwortung, sondern beugen auch der Einsamkeit im Alter vor“, so Spiegel.
Die Hochaltrigkeitsstudie D80+ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert und vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) und dem Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) durchgeführt. Bislang gebe es kaum Erkenntnisse über das hohe Alter in Deutschland – und das vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft – was Ausgangspunkt für die Studie war.