Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) und ihre 112 Mitgliedsorganisationen haben zum 11. Deutschen Seniorentag 2015 eine gemeinsame Erklärung abgegeben. Lesen Sie hier, wie man diese auch im Hinblick auf vorige Erklärungen lesen kann.
Diese „Frankfurter Erklärung“ von mehr als 100 Organisationen kann naturgemäß auch als Kompromissergebnis verstanden werden. Allerdings sind die OrganisatorInnen nicht ungeübt im Verfassen dieser Erklärungen. Beim vorigen Seniorentag, der 2012 in Hamburg stattfand, folgte ebenfalls eine „Hamburger Erklärung“ mit dem Titel „Ja zum Alter“. Nach dem 9. Seniorentag hieß es 2009 in der „Leipziger Erklärung“ „Alter leben – Verantwortung übernehmen“. Wer weiter zurückblicken möchte, kann auch die Erklärungen aus den Jahren 2006 („Alter als Chance in einer Gesellschaft des langen Lebens“) und 2003 („Zusammenarbeit in Europa: Senioren für Frieden und Sicherheit“) betrachten. 2003 nimmt einen gesamteuropäischen Blick ein, die übrigen hier genannten bleiben allgemein bzw. beziehen sich auf die Bundesebene.
Ein Vergleich der Erklärungen von 2006 bis 2015 bietet sich also durchaus an. Während in den vergangen Jahren der Schwerpunkt der Erklärungen auf Engagement und Übernahme von Verantwortung gelegt wurde, ist in diesem Jahr erstmalig die Thematik der sozialen Sicherheit und Gerechtigkeit das erste und wiederkehrende Thema. In den vorigen Erklärungen schien der Blick mehr darauf gerichtet zu sein, was SeniorInnen für sich und andere tun können. Zwar hieß es schon 2006 „Seniorinnen und Senioren verhalten sich solidarisch und erwarten das auch von anderen Generationen“, 2009 wird aus der Erwartung ein Aufruf an andere Generationen und gesellschaftliche Akteure, an einem gesamtgesellschaftlichen Bündnis teilzunehmen. 2012 wird die positive Betrachtung des Alters betont und mehr Möglichkeiten zum Engagement und zur Selbstbestimmung z.B. im Wohnen gefordert. Der Umbau der Systeme der sozialen Sicherung wird „mit großer Sorge“ betrachtet, konkrete Forderungen werden in drei knappen Absätzen genannt.
In der aktuellen Erklärung scheint jedoch ein Wandel zu beobachten zu sein. Der Schwerpunkt verschiebt sich von der Erwartungshaltung hin zu selbstbewussteren Forderungen. Soziale Sicherheit und Gerechtigkeit bilden das erste Thema, welches im weiteren Verlauf der Erklärung immer wieder in der Forderung nach mehr Solidariät erkennbar ist. Häufig wird anhand von Beispielen auf die ungerechte Entwicklung der Gesellschaft hingewiesen. Diese, trotz des Kompromisscharackters dank 112 beteiligter Organisationen, deutlicheren Formulierungen sollten EntscheidungsträgerInnen in der Sozial- und Seniorenpoltik nicht ignorieren.
Um sich ein eigenes Bild zu machen, können Sie die gesamte Frankfurter Erklärung mit dem Titel „Gemeinsam in die Zukunft“ online nachlesen.