Weiterlesen „Schnittstellenmanagement bei Krankenhausaufnahme und -Entlassung“ heißt des Wiesbadener Projekt, bei dem Rettungsdienste mit den Beratungsstellen Leben im Alter des Sozialdezernats kooperieren. Über das Pilotprojekt informiert unter anderem das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) in einem ausführlichen Beitrag vom 30. März 2023. Zitiert wird darin Johannes Weber, der 2018 die Projektleitung als Abteilungsleiter der Altenarbeit im Sozialdezernat übernommen hatte: „Nach unserer Kenntnis gibt es diese Kooperation nur in Wiesbaden“, so der Projektleiter. „Es geht in Wiesbaden deshalb, weil die Beratungsstellen für selbständiges Leben im Alter im Sozialdezernat die Meldungen der Rettungsdienste annehmen und weiterbearbeiten können. Ein solcher Dienst ist Voraussetzung für das Gelingen einer solchen Kooperation.“ Eine Besonderheit des Projektes ist es, dass Rettungskräfte bei älteren Notrufenden nicht allein den gesundheitlichen Status überprüfen, sondern auch das Vorliegen möglicher sozialer Bedarfe. Dabei hilft den Einsatzkräften ein Meldebogen mit vorgegeben Kategorien. Je nach medizinischer Einschätzung erfolgt die Versorgung vor Ort oder durch einen Krankenhaustransport. Ob dann zusätzlich auch das Amt für soziale Arbeit eingebunden wird, entscheidet das Rettungsteam vor Ort. Die Rettungskräfte werden entsprechend geschult. Im Anschluss an die Meldung haben die Mitarbeiter*innen der Beratungsstellen fünf Werktage Zeit, eine Rückmeldung über die Versorgung der Person an den Rettungsdienst zu übermitteln. Das Projekt wurde von Dr. Petra Schönemann-Gieck vom Institut für Gerontologie Universität Heidelberg wissenschaftlich begleitet. Sie kommt zu dem Schluss: „Das Kooperationsverfahren ist ein vielversprechender Ansatz zur Entlastung des Rettungsdiensts und der Krankenhäuser“. Durch das vierjährige Pilotprojekt habe man einen Beitrag zur Reduzierung von medizinisch nicht notwendigen Krankenhauseinweisungen geleistet. „Das Interesse am Verfahren ist groß und erstreckt sich auf Anfragen aus anderen Gebietskörperschaften“, wird Schönemann-Gieck in dem KDA-Beitrag weiter zitiert. Hingewiesen wird allerdings darüber hinaus darauf, dass die Weiterentwicklung der Notfallversorgung in Zukunft weitere Betrachtungen über die Grenzen von Gesundheitswesen und Altenhilfe hinweg bedürfe.
Beispielsweise…
Brandenburg: „Schwester Agnes“ lebt wieder auf
21. Oktober 2022Weiterlesen „Kümmern im Verbund“ heißt das Projekt der brandenburgischen Kommunen Eichwalde, Schulzendorf, Zeuthen und Schönefeld, die sich im Südosten Berlins rund um den Flughafen BER befinden. Im Rahmen des Anfang 2022 gestarteten Projekts werden in den vier Gemeinden inzwischen rund 160 Senior*innen betreut. Das Projekt orientiert sich dabei am DEFA-Kultklassiker „Schwester Agnes“, der Mitte der siebziger Jahre in der DDR ausgestrahlt wurde. Das ist schon dadurch erkennbar, dass die insgesamt vier Pflegekoordinator*innen wie im Film mit einer blauen Schwalbe zu den Hausbesuchen fahren – wenn auch inzwischen mit elektrischem Antrieb. Antje Schulz ist eine der Pflegekoordinator*innen bei „Kümmern im Verbund“. Die studierte Sozialpädagogin fährt regelmäßig zu Senior*innen nach Hause und klärt beispielsweise über Leistungen auf, die in bestimmten Lebenssituation beantragt werden können. Sie hilft dabei, die Anträge auszufüllen und übersetzt die Amtssprache. Im Bericht von Tagesthemen mittendrin in der Ausgabe vom 06.10.2022 wird sie bei einem Gespräch mit dem von ihr betreuten Ehepaar Schädel gezeigt, die neben Pflegegrad-Anträgen unter anderem wissen wollen, was sie machen können, wenn ein an der Decke angebrachter Rauchmelder mal aus Versehen losgehen sollte – schließlich könnten die Senior*innen nicht so einfach auf eine Leiter klettern. „Es ist gut, dass so eine Stelle eingerichtet wurde. Das hilft uns wirklich enorm, weil man eben die Unsicherheit verliert“, sagt Klaus Schädel dazu in Richtung Kamera. Ziel des Projekts ist es, durch persönliche Beratung und Unterstützung vor Ort den Lebensabend in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und zu verlängern, auch die Nachbarschaftshilfe soll angeregt und ausgebaut werden. Das Projekt kostet für das Jahr 2022 rund 250.000 Euro, wovon das Land Brandenburg rund 116.000 Euro aus einem Fördertopf bereitstelle. Der Rest wird durch die Kommunen übernommen. Mehr Informationen zu „Kümmern im Verbund“ finden Sie zum Beispiel hier.
Weiterlesen Das Interview führte Torben Böhm vom DISW: „Wir haben im September das vierjährige Silbertelefon-Jubiläum gefeiert und zu diesem Anlass drei Plauderbänke in Berlin-Wedding aufgestellt. Damit wollen wir ältere Menschen im Stadtbild sichtbar machen und ihnen die Möglichkeit geben, sich nicht nur hinzusetzen, sondern auch wieder aufzustehen. Daher haben wir spezielle Seniorenbänke ausgewählt, die insgesamt höher sind und durch besondere Armlehnen und Fußstützen auch für mobilitätseingeschränkte Menschen gut nutzbar sind.“ „Plauderbänke für Senior*innen gibt es bereits seit mehreren Jahren an vielen Orten in Deutschland und im Ausland. Sie werden auch ‚gesellige Bank‘ oder regional ‚Schwätzbänkle‘, ‚Schnackbank‘ oder ‚Ratschbankerl‘ genannt.“ „Es gibt Plauderbänke, die durch Schilder deutlich als solche zu erkennen sind. Unser Ansatz ist indirekt: Es gibt zwar auch ein kleines Schild, wir denken aber, es ist zielführender, eine für ältere Menschen attraktive Bank aufzustellen und dann der natürlichen Kontaktaufnahme mit freundlichen Nachbar*innen, kleinen Kindern und sympathischen Hunden freien Lauf zu lassen. Leider haben wir auch Kritik erhalten, dass durch die Armlehnen eine feindliche Architektur entsteht, die obdachlose Menschen ausschließt. Hierfür bräuchte es eine innovative Lösung für eine Bank, die wirklich alle anspricht.“ „Die Plauderbänke werden mit großem Echo aufgenommen. Wir haben Anfragen aus ganz Deutschland erhalten, von Menschen, die ebenfalls solche Bänke initiieren möchten. Es freut uns sehr, dass wir einen Impuls geben konnten, die Idee weiter zu verbreiten. Für eine systematische Evaluation fehlen uns leider die Mittel. Eine der Bänke sehen wir aus unserem Bürofenster und es ist wirklich ein Vergnügen zuzuschauen: Wir sehen einen positiven Effekt auf alle Altersgruppen. Wir sehen Ältere beim Ausruhen mit Einkäufen, junge Menschen mit Kaffee und turnende Schulkinder.“ „Unbedingt. Einsamkeit ist leider noch sehr schambehaftet in Deutschland, deshalb haben wir die Beschilderung sehr klein gemacht. Wir brauchen eine kontinuierliche öffentliche Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit, um es aus der Tabu-Zone zu holen. Hier steht Deutschland im Vergleich zu Großbritannien, Australien, Holland und Frankreich noch ziemlich am Anfang.“ „Wir möchten allen Mut machen, sich für eine Plauderbank einzusetzen. Es lohnt sich! Zunächst muss man einen guten Standort finden und dann mit der Kommune in Kontakt treten. Das läuft überall anders. Wir hatten großes Glück, dass wir mit dem Stadtbezirk Berlin-Mitte einen sehr kooperativen Partner gefunden haben, der uns das Genehmigungsverfahren und die Aufstellung der Bänke abgenommen hat. Dann braucht man die Mittel für die Bank, rund 1.100 Euro für eine solche Seniorenbank – reine Materialkosten, ohne Aufbau etc. Hierfür konnten wir die Stiftung Berliner Sparkasse gewinnen.“ „Natürlich wünschen wir uns eine nachhaltige Finanzierung, die eine langfristige Planung ermöglicht und viele Spenden. Außerdem brauchen wir die oben erwähnte öffentliche Sensibilisierung für das Thema Einsamkeit. Eine bundesweite Kampagne zur Entstigmatisierung von Einsamkeit in allen Altersstufen wäre hierfür der erste Schritt.“ Hintergrund: Elke Schilling ist Gründerin von Silbernetz e.V. Der Verein bietet bundesweit Hilfe für ältere Menschen mit Einsamkeitsgefühlen. Mit einem dreistufigen Angebot zum „einfach mal Reden“ öffnet der gemeinnützige Verein den Betroffenen Türen aus der Isolation: anonym, vertraulich und kostenfrei. E-Mail: kontakt@silbernetz.de Spendenkonto Silbernetz e.V.: IBAN: DE20 4306 0967 1218 6586 00, BIC: GENODEM1GLS
Frau Schilling, können Sie zunächst einmal beschreiben, was es mit den „Plauderbänken für Senior*innen“ auf sich hat? Was ist das und worum geht es Ihnen dabei?
Gibt es Vorbilder für solche Bänke bereits in anderen Städten?
Sie haben die baulichen Besonderheiten der Bänke angesprochen. Gibt es weitere besondere Merkmale einer „Plauderbank“, die diese von gewöhnlichen Parkbänken unterscheiden?
Drei solcher Bänke wurden im September übergeben. Gibt es abgesehen von den Hinweisen, die Sie in Bezug auf obdachlose Menschen erhalten haben, rund einen Monat nach dem Start schon weitere Rückmeldungen? Und planen Sie, nach einer gewissen Zeit Bilanz zu ziehen?
Könnte es neben den positiven Effekten nicht auch das Problem geben, dass ältere Menschen sich als einsam stigmatisiert sehen könnten, wenn sie sich auf Bänken niederlassen, die sichtbar als „Plauderbank“ ausgewiesen sind?
Sie sprachen von einem großen Echo zu den Plauderbänken und von Ihrer Freude, einen Impuls geben zu können. Als Portal für Senior*innenpolitik versuchen wir immer wieder, Beispiele guter Praxis zu zeigen, auch, um anderen Organisationen und gesellschaftlich Engagierten Inspirationen geben zu können. Was braucht es denn für die Umsetzung eines solchen Projektes, zum Beispiel auch in finanzieller Hinsicht? Und welche Schritte sind nötig?
Als Verein tun Sie viel, um der Einsamkeit im Alter entgegenzuwirken. Insbesondere Ihr Silbertelefon ist hier zu nennen. Auch andere Vereine und Personen engagieren sich gegen Einsamkeit. Was könnte denn die Politik noch tun, um die Alterseinsamkeit anzugehen? Wünschen Sie sich manchmal zum Beispiel mehr Unterstützung, möglicherweise in finanzieller Hinsicht?
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unsere Fragen genommen haben.
Jung und Alt bauen sich ein Dorf
20. September 2022Weiterlesen „Sie wollen das Dorf der Zukunft bauen“, heißt es in dem ZEIT-Artikel über die Bewohner*innen von Hitzacker Dorf, die die 14 Häuser geplant und errichtet haben. „Ein Dorf, in dem Junge und Alte zusammenleben, einander helfen und unterstützen. In dem jeder und jede wohnen kann, egal ob arm oder reich.“ Das Dorf will auch für andere Kulturen offen sein und neben Alten und Jungen auch zu etwa gleichen Teilen Geflüchtete aufnehmen. Derzeit leben dort insgesamt 66 Erwachsene, 9 Jugendliche und 16 Kinder. Die Idee für das Projekt war 2015 entstanden, auch vor dem Hintergrund der vielen Menschen, die zu jener Zeit aus Syrien nach Deutschland gekommen waren. Das Zusammenleben in Hitzacker Dorf soll solidarisch, ökologisch und bunt sein. Die Häuser im autofreien Dorf sind zementfrei gebaut, geheizt wird mit einer Biogasanlage, gegessen wird überwiegend vegetarisch – wenn Fleisch, dann bio – und nachts werden die Wege nicht beleuchtet, wegen der Insekten. Man will hier einiges anders machen. Vorgestellt wird in dem Beitrag unter anderem Folkert Knoops, der sich damals kurz vor der Rente entschied, in das Dorfprojekt zu ziehen. Seine Motive: „Er brauchte eine neue Aufgabe. Und: Er wollte nicht allein alt werden. Folkert hat keine Partnerin, sein Sohn ist längst erwachsen. Er wollte Gemeinschaft.“ Auch die 72-jährige Christel Wirringa hat sich dem Projekt angeschlossen. Ihr Haus in einem Dorf in Ostfriesland hatten sie und ihr Mann nach 40 Jahren verkauft, um nach Hitzacker Dorf zu ziehen. Der 69-jährige Folkert Knoops ist gelernter Maler und Lackierer, hat aber auch Erfahrungen als Dachdecker und Gerüstbauer und bis zum Ruhestand einen Fahrradladen besessen. Er bringt also genau das mit, was es auf der Baustelle im Dorf, wofür jede*r einen Beitrag leisten soll, dringend braucht. Auch Christel Wirringa bringt sich mit ihren Fähigkeiten in der Gemeinschaft ein. Die ehemalige Schulleiterin hat Erfahrungen in der Arbeit mit Geflüchteten und führt durch ihre Kontakte immer wieder Familien in das Dorf, die nicht aus Deutschland stammen und auf der Suche nach einer neuen Heimat sind. Das alles klingt wie eine gelebte Vision. So auch auf der Internetseite des Projekts: „Ein Traum? Nein, wir sind schon dabei, unser Dorf zu bauen. Und fangen an, unsere Vision zu leben.“ Der Beitrag in der ZEIT beleuchtet jedoch zudem den Alltag, den es trotz dieser Visionen eben auch noch gibt. Da viele im Dorf Kinder haben oder einen Job und dazu keine handwerkliche Ausbildung, hing viel von der Baustelle an Folkert, der das Dorf sogar verlassen hatte. Auch die ganzen Arbeitsgruppen und Beiräte nervten ihn. Er habe ein Vordach ein Jahr lang beantragen müssen. „Früher haben wir einfach gemacht.“ Auch Christel zweifele inzwischen an einigem: „Die Vision, mit so vielen Geflüchteten zu leben, war der Grund, warum ich hergezogen bin. Jetzt bin ich diejenige, die sagt: Wir schaffen das nicht mehr.“ Sie ist inzwischen aus der Interkulturellen Arbeitsgemeinschaft ausgetreten. Einen bildlichen Eindruck vom Dorf bekommen Sie über den YouTube-Kanal des Projekts. Im Dezember 2021 berichtete auch der SPIEGEL über das „Dorf der Zukunft“.
Beispielsweise… Silbernetz e.V.
15. Juni 2022Weiterlesen Ehrenamtliche Senior*innenvertreterin und Silbernetz-Gründerin Elke Schilling war aufgefallen, dass ihr Nachbar nie Besuch hatte. Der Mann hatte Kinder, die besuchten ihn allerdings nicht mehr. Hilfsangebote wurden von ihm abgelehnt. Nachdem dann wochenlang ein Werbeflyer an seiner Tür hing, alarmierte Schilling schließlich die Polizei. Der Mann wurde tot gefunden, als es schon lange zu spät war. So jedenfalls wird der Beginn des Ganzen auf der Internetseite von Silbernetz e.V. beschrieben. In dieser Zeit habe Schilling zudem einen Roman gelesen, in dem die Idee eines Altennetzwerks beschrieben werde. Daraufhin habe sie sich weitere Gedanken gemacht: „Wie können wir das einsame Sterben verhindern und dazu beitragen, dass ältere, vereinsamte oder isoliert lebende Senior_innen Unterstützung, neue Kontakte und zurück ins Leben finden? Menschen, die niemanden mehr haben und über Wochen nur die Stimme aus dem Fernseher hören. Menschen, deren Lebenspartner_innen und Freunde verstorben, deren Kinder Erwachsene mit ihren eigenen Belastungen sind.“ Konkrete Inspiration für das Silbernetz als Telefonhotline gab dann die britische Silver Line Helpline, die 2013 als Pilotprojekt gestartet war. In einem aktuellen Interview mit Schilling – veröffentlicht bei Gesund & aktiv älter werden, einem Projekt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) – berichtet sie über die Inspiration durch die Helpline: „Auf dieses Angebot bin ich 2014 gestoßen und habe durch meine langjährige Erfahrung als Seniorenvertreterin und Telefonseelsorgerin in Berlin das Potenzial gesehen, auch bei uns ganz niedrigschwellig etwas gegen die Einsamkeit älterer Menschen tun zu können.“ Silbernetz ist ein dreistufiges Angebot für Senior*innen mit Einsamkeitsgefühlen oder Menschen, die einfach mal jemanden zum Reden suchen. Die erste Stufe ist das „Silbertelefon“. Dabei handelt es sich um eine kostenlose Telefonhotline (Rufnummer 0800-4708090), die sieben Tage in der Woche zwischen 8:00 und 22:00 Uhr erreichbar ist – seit Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 auch bundesweit. Die zweite Stufe des Angebots bilden die „Silbernetz-Freund*innen“. Dabei handelt es sich um Ehrenamtliche, die auf Wunsch der Seniorinnen und Senioren für wöchentliche Telefonate vermittelt werden können. Dabei habe das Medium des Telefons einige Vorteile im Vergleich zu persönlichen Treffen, beispielsweise deshalb, weil man aus der Gesprächssituation jederzeit aussteigen könne. „Diese Anonymität über das Telefon bietet hier eine Schutzfunktion für unsere vulnerable Klientel, die vielleicht vor Hausbesuchen, aufsuchenden Leistungen zurückschrecken“, erklärt die Silbernetz-Gründerin in dem aktuellen Interview. Dritte Stufe des Angebots ist die „Silberinfo“. Hierbei werden Senior*innen mit Angeboten vor Ort in Verbindung gebracht, die sie benötigen. Diese Stufe fungiere also als Brücke zur örtlichen Angebotsstruktur. „Durch meine langjährige Tätigkeit als Seniorenvertreterin in Berlin hat sich mir gezeigt, dass ältere Menschen häufig über ein Informationsdefizit verfügen, das ihnen den Zugang zu seniorenspezifischen Angeboten verwehrt“, so Schilling. Silbernetz e.V. kooperiert dafür mit lokalen Anbieter*innen und bilde eine Schnittstelle. „In den ersten drei Monaten des ersten Lockdowns hat sich unser Anrufaufkommen verdreifacht“, beschreibt die Initiatorin die besondere Situation in der Pandemie. Tatsächlich ist das Einsamkeitsempfinden in Zusammenhang mit der Pandemie gestiegen. Vor wenigen Monaten berichteten wir auch auf diesem Portal beispielsweise über den Bericht der Studie D80+ zum Thema Einsamkeit im hohen Alter, nachdem sich die Einsamkeit mit der Pandemie in dieser Altersspanne verdoppelt habe. Schilling berichtet von einem enormen Bedarf in dieser Zeit, der auch in dem Projekt zu spüren war. Die besondere Situation führte aber auch zu weiteren Kooperationen und zur bundesweiten Öffnung der Hotline in Absprache mit dem Berliner Senat. Das Projekt soll nun deutschlandweit weiter vernetzt werden, neue Kooperationspartner*innen sollen gewonnen werden. Darüber hinaus soll das Thema und die Angebotsform auch international angegangen werden: „Ein Ziel von mir neben dieser bundesweiten Verankerung und Vernetzung ist die internationale Vernetzung, da es etliche solcher ‚Kinder‘ der Silver Line aus London gibt und das Thema Einsamkeit im Alter vielfach relevant ist.“ Über allem stehe für Elke Schilling aber weiterhin der Wunsch, „dass jeder Mensch über 60, der dieses Bedürfnis hat, in seinem Einsamkeitsgefühl jemanden zum Reden zu finden, unsere Nummer kennt.“
Was genau bietet Silbernetz an?
Einsamkeit in der Corona-Pandemie
Ausblick
Plattdeutsch in der Pflege
2. März 2022Weiterlesen Johannes Carstensen ist der Name des ambulanten Pflegedienstes aus Haselund (Kreis Nordfriesland), um den es in einem Videobeitrag des NDR-Regionalprogramms Schleswig-Holstein Magazin geht. Nahezu „alle Mitarbeiter schnacken hier platt“, heißt es in dem zugehörigen Artikel in Bezug auf den Pflegedienst. Der Pflegedienstleiter Marco Wolff erklärt: „Die Kontakte sind alle eingeschränkt und die Leute können nicht mehr das machen, was sie vorher gemacht haben. Das merkt man schon. Deshalb ist es ganz wichtig, dass man sich ein bisschen Zeit nimmt und mal ein bisschen schnackt, sonst bleiben sie auf der Strecke“. Das wäre zwar ebenso auf Hochdeutsch möglich, allerdings sprechen viele der älteren Pflegebedürftigen auch Plattdeutsch – sie sind zum Teil sogar damit aufgewachsen. „Ich höre lieber Plattdeutsch, da kann ich gleich mitschnacken. Das ist nunmal meine Sprache“, wird eine Seniorin in dem Bericht zitiert. Auch Nina Petersen, stellvertretende Leiterin des Pflegedienstes, schätze es, mit den Senior*innen in niederdeutscher Sprache zu sprechen. „Man hat eine andere Vertrauensbasis, als wenn man auf Hochdeutsch redet“. Für viele ältere Norddeutsche sei das eine Erinnerung an die eigene Kindheit und Jugend. In dieser Sprache zu sprechen steigere ihr Wohlbefinden und nicht zuletzt ihre seelische Gesundheit. Auch der Landesseniorenrat Schleswig-Holstein setzt sich immer wieder für den Erhalt und die Ausweitung der niederdeutschen Sprache ein. In einem Antrag im Rahmen des 32. Altenparlament (2020) hat sich der Landesseniorenrat beispielsweise für Plattdeutsch in allen Ämtern in Schleswig-Holstein eingesetzt, entsprechende Module sollten Teil der Ausbildung als Verwaltungsfachangestellte*r werden. Ein Jahr zuvor wurden im 31. Altenparlament mehr feste Sendezeiten für plattdeutsche Sendungen im Fernsehen und auf NDR 1 Welle Nord gefordert – auch als Mittel gegen Vereinsamung, besonders für Ältere, die mit Plattdeutsch als Muttersprache aufgewachsen sind.
Beispielsweise… „Zweisam statt einsam“ in Kiel
12. Dezember 2021Weiterlesen „Die Idee für das Patenschaftsprogramm entstand Ende letzten Jahres“, berichtet Alexandra Dreibach vom Studentenwerk SH im Frühjahr in einer Pressemitteilung. Das Studentenwerk SH hatte das Projekt unter anderem ins Leben gerufen, um „Jung und Alt näher zusammenzubringen“. Bei dem Tandem-Projekt können sich an einem intergenerationalen Austausch interessierte Studierende melden, die dann Senior*innen in teilnehmenden Einrichtungen oder denen, die alleinstehend sind, in Privatwohnungen leben und sich für das Projekt gemeldet haben, zugelost werden. Die teilnehmenden Älteren interessierten sich dafür laut Dreibach „nicht nur, weil sie Unterstützung im Alltag benötigen, sondern vor allem auch, weil sie alleine leben und sich nach sozialem Kontakt sehnen“. Und die junge Generation? „Auch vielen Studierenden fehlt aus unterschiedlichen Gründen sozialer Kontakt“, ergänzt Dreibach. Die Studierenden würden durch das Programm nicht zuletzt spannende Erfahrungen sammeln und gleichzeitig auch etwas für das Gemeinwohl tun können. Auch der Fernsehsender Sat1 hat das Projekt in einem kleinen Beitrag für die Sendung „Sat1 Regional“ vom 22. November vorgestellt. Der Beitrag beginnt mit dem Bild eines Studenten und eines Bewohners der Residenz am Park in Kiel, die gemeinsam in einen aufgeklappten Atlas schauen. Der Geschichtsstudent lässt sich auf der geöffneten Karte gerade erklären, wo der Rentner geboren wurde. Das Bild verdeutlicht, worum es geht: Gemeinsam Zeit zu verbringen und sich auszutauschen zu können. „Das war für mich auch ein Zeichen: Die Älteren werden nicht vergessen!“, begrüßt die Heimleiterin Anna Beuster das Generationenprojekt. „Vor allem, dass das die jungen Menschen waren, die das Interesse zeigten, (…) dass hat mir sehr gefallen.“ Auch die Heimbewohnerin Helga Hansen kommt in dem Beitrag zu Wort. Sie sei digital gut angebunden und chatte oft mit der Studentin Lea, ihrer Tandem-Partnerin, mit der sie in Kontakt stehe. „Ich habe zwar vor vier Monaten meinen Lebenspartner verloren, aber Lea ist da und hört mir zu und ich höre ihr auch zu. Und das ist ein wunderbares Miteinander“, beschreibt die Seniorin den Austausch. Einsamkeit im Alter gilt als wachsendes Problem. Darauf machte unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einigen Monaten in einem Kurzdossier aufmerksam. Folgen von Einsamkeit, an denen nach WHO-Angaben 20 bis 34 Prozent der älteren Menschen in Europa leiden würden, seien eine eingeschränkte körperliche und geistige Gesundheit und Lebensqualität sowie eine verkürzte Lebensdauer. Mehr dazu lesen Sie in diesem Beitrag. Kontakt zu dem Projekt:
Beispielsweise… „Alt & Jung“
18. Juni 2021Weiterlesen Über 20 Minuten lang ist der Film, den die BaS Anfang des Monats zum fünfjährigen Jubiläum des Projekts „Alt & Jung – Chancenpartnerschaften“ veröffentlicht hat. Bei dem Projekt geht es vor allem um Patenschaften zwischen älteren, in Deutschland lebenden Menschen und jüngeren, die in den letzten Jahren nach Deutschland gekommen sind. Ansehen können Sie das Video direkt im Beitrag: https://www.youtube.com/watch?v=5kSYvb_B4hk „Die älteren Freiwilligen bilden das Herzstück der Projektarbeit. Die BaS unterstützt die Partner fachlich und durch die Weiterleitung von Mitteln“, beschreibt die BaS ihre Rolle in dem Projekt. „In der Zusammenarbeit schaffen sie Begegnungen, fördern den Austausch untereinander und garantieren so den Erfolg.“ Das Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“ des Familienministeriums gefördert. Die Chancenpartnerschaften „Jung & Alt“ gibt es an insgesamt 17 Standorten im Bundesgebiet verteilt, in Hamburg und Schleswig-Holstein gibt es derzeit allerdings keine. Vor dem Hintergrund des rechtsradikalen Terroranschlags im vergangenen Jahr dürfte der Standort in Hanau, der auch in dem Filmbeitrag vorgestellt wird, eine besondere Strahlkraft haben. Mit der ehrenamtlichen Integrationsarbeit im Rahmen des Projekts wird die hessische Stadt in ein anderes Licht gestellt. Barbara Heddendorp, Mitarbeiterin im Hanauer Seniorenbüro und Projekt-Koordinatorin, beschreibt in dem Film, wie groß das Engagement für Geflüchtete in der Stadt 2016 war, als viele Geflüchtete nach Deutschland gekommen waren. Es habe daher auch direkt Sinn ergeben, sich auch „als Seniorenbüro für dieses Projekt zu bewerben, weil wir gemerkt haben, wie groß das Engagement in dieser Stadt ist.“ Der ehrenamtlich aktive Pate Karl-Heinz Leister, der seit über 30 Jahren in Hanau lebt, erläutert in dem Kurzfilm seine Beweggründe, sich in dem Projekt zu engagieren: „Als ich noch beruflich tätig war und es absehbar war das ich in Rente gehe, war mir klar, dass ich was Soziales machen will, weil ich der Gesellschaft wieder was zurückgeben möchte“, so der Rentner. „Ich möchte was einbringen, solange ich das kann.“ Der Film ist unter Corona-Bedingungen entstanden. Die Pandemie hat auch die ehrenamtliche Integrationsarbeit vor Herausforderungen gestellt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Seniorenbüros hat daher ein Webinar zum Thema „Patenschaftsarbeit im Krisenmodus“ im Internet zur Verfügung gestellt. Weiteres zu den Chancenpartnerschaften finden Sie hier.
Weiterlesen „Allein sein in einer Pandemie, in der jede menschliche Nähe plötzlich gefährlich wird, das ist hart. Und besonders ältere Menschen merken das gerade jeden Tag“, leitet der Fernsehmoderator Christian Sievers in der ZDF-Sendung „Wir und das Virus“ am 25. März 2021 in einen Beitrag ein, der eine Möglichkeit präsentiert, Einsamkeit in der Pandemie entgegenzuwirken: Digitale Treffen und Veranstaltungen mit Hilfe von Videoplattformen wie „Zoom“. Zu Gast in der Sendung war Dagmar Hirche, die Vorsitzende des Vereins „Wege aus der Einsamkeit“, der solche Treffen organisiert und älteren Menschen hilft, mit entsprechenden digitalen Mitteln umzugehen. „Wir haben Veranstaltungen von Sitz-Tanz über Sitz-Yoga, wir schulen digital den Umgang mit Smartphone und Tablets, das Thalia-Theater ist zu Besuch bei uns…“, zählt die Vereinsvorsitzende in der Sendung beispielhaft auf, was digital möglich ist. Neben Dagmar Hirche waren jedoch auch eine ganze Reihe der teilnehmenden Senior*innen zwischen 65 und 87 Jahren in der Sendung dabei – und das auf besondere Art und Weise: Sie waren digital aus ihren Wohnzimmern zugeschaltet. Gemeinsam haben sie eine mit einem Tanzlehrer online einstudierte Tanz-Choreografie im Sitzen vorgeführt. Die Treffen im Rahmen des Projekts „Wir versilbern das Netz“, die seit rund sieben Jahren stattfinden, mussten im Frühjahr vergangenen Jahres aufgrund der Corona-Pandemie in digitaler Form stattfinden. Seitdem habe es laut Hirche bereits 260 Zoom-Veranstaltungen mit insgesamt über 7.000 Gästen gegeben. In dem Fernsehbeitrag wird allerdings auch kurz thematisiert, dass es immer noch Senior*inneneinrichtungen gebe, in denen keine Internetverbindung zur Verfügung gestellt werde oder dieses beispielsweise nur in Gemeinschaftsräumen verfügbar sei. Damit gibt es für eine Gruppe von Senior*innen mangels technischer Voraussetzungen schon eine große Hürde, entsprechende Angebote überhaupt wahrnehmen zu können. Dagmar Hirche weist allerdings auch darauf hin, dass es zusätzlich zu den Problemen in den Einrichtungen auch arme Menschen gibt, die kein Internet hätten, weil sie es sich nicht leisten können. Grundsätzlich fordert die Vorsitzende von Wege aus der Einsamkeit daher: „In jeder Wohnung, wo Menschen leben, in jedem Raum, muss es eine Grundversorgung mit digitaler Teilhabe gebe.“ Den gesamten Beitrag können Sie direkt hier anschauen: [embed]https://youtu.be/feC2XYF9NQ8[/embed] Mehr zu dem Verein und seinen Aktivitäten finden Sie auf der Internetseite von Wege aus der Einsamkeit e.V.
Gegen die Einsamkeit: Logbuch zur Corona-Pandemie
12. März 2021Weiterlesen Das vergangene Jahr war weitgehend geprägt durch die Corona-Pandemie. Gerade für ältere Menschen haben Kontaktbeschränkungen, Schließungen kultureller Einrichtungen und andere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie oft eine große soziale Herausforderung dargestellt, da Gefühle wie Isolation und Einsamkeit leicht um sich greifen können. Um einen Einblick in die Pandemie-Zeit aus Sicht der Senior*innen zu geben, hat die Anlaufstelle für ältere Menschen in Rheinland-Pfalz ein Logbuch veröffentlicht, in dem sich zahlreiche Positionspapiere von Senior*innenverbänden (z.B. der BAGSO oder Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenbüros) und Zeitungsartikeln zur Pandemie befinden. Außerdem werden Aktionen beschrieben, die es im vergangenen Jahr gegen Einsamkeit im Alter gegeben hat. Die gesammelten Aktivitäten beziehen sich zwar auf lokale Projekte in Rheinland-Pfalz, sollen aber auch als Anregungen verstanden werden. „Diese Aktivitäten und wertvollen Erfahrungen sollen sich nicht im Sande verlaufen oder nach der Pandemie in Vergessenheit geraten. Sie sollen in diesem Logbuch festgehalten werden und Anregungen für weitere Aktivitäten bieten“, heißt es im Vorwort der Publikation. Dargestellt werden Aktionen wie beispielsweise die „Pinsel-Post“ für Pflegebedürftige, einem Projekt des Sozialverbandes VdK, bei dem zahlreiche Kinder für ältere Menschen gemalt, gebastelt und geschrieben haben. Auch von Online-Angeboten, Konzerten, die aus den Fenstern der Einrichtungen verfolgt werden konnten oder Freiluft-Gottesdiensten wird in dem Logbuch berichtet.