Weiterlesen Der Deutsche Alterssurvey (DEAS) zeigt, dass Altersdiskriminierung vor allem in der medizinischen Versorgung (3,7 %) und bei der Arbeit bzw. Arbeitssuche (3,6 %) vorkommt. Etwas seltener wurden Diskriminierungserfahrungen im Alltag (3,0 %), bei Geldangelegenheiten (2,3 %) und bei Behördengängen (1,5 %) angegeben. Fast die Hälfte der Betroffenen berichtete von Altersdiskriminierung in mehreren Lebensbereichen. Besonders einkommensschwächere Menschen geben häufiger an, Benachteiligung aufgrund ihres Alters zu empfinden. Gleichzeitig berichten sie häufiger von Benachteiligungen im Arbeitsumfeld, bei der medizinischen Versorgung und im Alltag. Ähnlich sieht es bei Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen aus. Auch sie erleben häufiger Altersdiskriminierung als der Durchschnitt. Dies ist vor allem im Bereich der medizinischen Versorgung problematisch, da gerade gesundheitlich beeinträchtigte Menschen auf eine gute und diskriminierungsfreie Behandlung angewiesen sind. Es deutet sich wenig überraschend an, dass auch beim Thema Altersdiskriminierung Menschen, die bereits aufgrund ihres sozioökonomischen Status oder ihrer Gesundheit benachteiligt sind, sich auch häufiger mit Altersdiskriminierung konfrontiert sehen. Da Armut und gesundheitliche Einschränkungen in der Regel nicht plötzlich auftreten, liegt die Vermutung nahe, dass Menschen, die bereits in der ersten Lebenshälfte mit Diskriminierung aufgrund ihres Status und möglicher Einschränkungen zu tun hatten, auch in der zweiten Lebenshälfte häufiger mit Altersdiskriminierung konfrontiert werden. Svenja Spuling, Erstautorin der Studie, weist zudem darauf hin, dass die tatsächliche Verbreitung möglicherweise noch unterschätzt werden könnte. Da lediglich nach der empfundenen Diskriminierung gefragt wird, besteht die Gefahr, dass ein geringes Problembewusstsein für Altersdiskriminierung nicht erfasst wird. Betroffene würden ihre Benachteiligungen dabei gar nicht erst als solche wahrnehmen und daher nicht melden. Insgesamt kommt der DEAS zum erwartbaren Ergebnis, dass Altersdiskriminierung das Wohlbefinden, die Gesundheit und Langlebigkeit der Betroffenen beeinträchtigt und gesellschaftliche Kosten verursacht, indem das Potenzial der älteren Generation ungenutzt bleibt. Um dem entgegenzuwirken, finden sich drei Vorschläge im Newsletter des DEAS: „Davon können nicht nur Ältere, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes profitieren – am meisten jedoch bestimmte Risikogruppen wie armutsgefährdete oder gesundheitlich eingeschränkte Personen“, heißt es. Ein Fokus auf „Aufklärungskampagnen“ und „intergenerationale Programme“ könnte dazu führen, dass insbesondere bei Gruppen mit mehrfacher Diskriminierung nicht differenziert werden kann, welches Merkmal zur Diskriminierung führt. Damit könnten mögliche strukturelle Probleme, die bereits in früheren Lebensphasen beginnen und sich in späteren Lebensphasen durch Altersdiskriminierung lediglich verstärkt zeigen, übersehen werden. Altersdiskriminierung hat damit eine akute und eine präventive Ebene. Akut geht es darum, Diskriminierung älterer Menschen aufzudecken und zu bekämpfen. Präventiv sollte Altersdiskriminierung durch eine verbesserte Sozialpolitik vermieden werden, die früh ansetzt, Armut und Krankheit abmildert und Menschen frühzeitig stärkt. Für die Interessenverbände und weitere Akteure, die sich gegen Altersdiskriminierung engagieren, kann es daher hilfreich sein, zu unterscheiden, ob Diskriminierung aufgrund des Alters stattfindet oder ob das Alter „lediglich“ ein Verstärker bereits vorhandener Diskriminierungen ist. Der DEAS wird seit fast drei Jahrzehnten durchgeführt und vom BMFSFJ gefördert. Unter folgendem Link finden Sie den Deutschen Alterssurvey 2025 als PDF. Des Weiteren finden interessierte hier unsere früheren Artikel zu den Alterssurvey der vergangenen Jahre.
Gesellschaftliches Leben
Strategie: Maßnahmen gegen Einsamkeit im Alter
15. März 2025Weiterlesen Chronische Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sondern ist mit einer Vielzahl an körperlichen und psychologischen Erkrankungen verbunden.[1] Mehr als jede*r fünfte Senior*in ab 75 Jahren in Deutschland fühlt sich häufig oder zumindest hin und wieder einsam. Das hat Auswirkungen auf die Gesundheit und Zufriedenheit der Menschen. Einsamkeit macht krank und ist nicht nur deshalb ein gesamtgesellschaftliches Thema. Daher hat das Ministerium für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein eine Studie zur Entwicklung von Maßnahmen gegen Einsamkeit im Alter in Auftrag gegeben, die von der Universität zu Lübeck durchgeführt wird. Das Ziel der 2024 gestarteten Studie ist es, Ergebnisse über die Dimension von Einsamkeit, die Bedarfs- und Angebotsstruktur, ein „Train-the-Trainer-Konzept“ für Mitarbeiter*innen von Kommunen, Verbänden, Freiwilligenorganisationen etc. und eine Übersicht über die Angebotsstruktur in Schleswig-Holstein zu erlangen. Mit den Ergebnissen, die auf qualitativen und quantitativen Interviews beruhen, wird Mitte 2025 gerechnet. [1] Vgl. Luhmann (2021): Einsamkeit - Erkennen, evaluieren und entschlossen entgegentreten, online unter https://www.bundestag.de/resource/blob/833358/0924ddceb95ab55db40277813ac84d12/19-13-135b-data.pdf
Krankenhausreform – neues Gesetz in Kraft getreten
14. März 2025Weiterlesen Das Reformgesetz, das den Titel Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) trägt, wurde Ende 2024 beschlossen. Durch verschiedene Veränderungen, die in diesem Gesetz verankert sind, soll die Versorgungslage und Behandlungsqualität von Patient*innen in Deutschland besser und effizienter werden. Insbesondere in ländlichen Gebieten kommt es zu sich immer weiter zuspitzenden Versorgungsengpässen. Außerdem soll das Krankenhauspersonal entlastet werden, insbesondere durch Entbürokratisierung. Bislang bekannte konkrete Maßnahmen, die im Zuge der Reform umgesetzt werden sollen, sind die Änderung des Fallpauschalensystems hin zu Vorhaltepauschalen. Diese sollen verhindern, dass Krankenhäuser in Phasen, in denen die Anzahl an Patient*innen geringer ist, unter Druck geraten, da im Fall von Fallpauschalen weniger finanzielle Mittel generiert werden. Wie genau und wann die verschiedenen Änderungen erfolgen, ist noch nicht vollständig geklärt. Es kann jedoch im Rahmen von Umstrukturierungen passieren, dass vor allem kleinere Krankenhäuser in Notfallzentren umgewandelt werden. Da Krankenhäuser voraussichtlich bestimmte Spezialisierungen aufweisen sollen, können längere Anfahrtswege für bestimmte Behandlungen und Operationen entstehen. Grundsätzlich ist das Ziel jedoch, eine wohnortnahe Notfallversorgung sicherzustellen. Die Finanzierung der Krankenhausreform soll neben Geldern der Bundesländer durch erhöhte Beiträge der gesetzlich Krankenversicherten gedeckt werden. Der Sozialverband VdK plant dagegen zu klagen, da Sozialversicherungsbeiträge zweckgebunden sind und nicht für Finanzierungen dieser Art genutzt werden dürfen. Da die Reform am Anfang steht, ist bisher nicht klar, welche Krankenhäuser wie von Veränderungen betroffen sind. Konkrete Planungsprozesse stehen in den kommenden Wochen und Monaten an. Weitere Informationen zu der Krankenhausreform finden Sie beispielsweise auf der Website des Deutschen Ärzteblatts oder in der Stellungnahme des Sozialverbandes VdK zu dem Gesetz.
Weiterlesen Der Deutsche Seniorentag ist die wichtigste bundesweite Veranstaltung zum Älterwerden in Deutschland und wird alle drei Jahre von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. (BAGSO) organisiert. Die Veranstaltung spricht Menschen aller Generationen an und bietet zahlreiche Möglichkeiten, sich zu informieren, Kontakte zu knüpfen und Neues auszuprobieren. Das vielseitige Programm beinhaltet unter anderem Vorträge, Filmvorführungen, Workshops, Podiumsdiskussionen sowie Mitmach-Angebote. Mehr als 150 Aussteller präsentieren auf der Messe Informationen, Angebote und neue Möglichkeiten rund um das Thema Alter und älter werden. Inhaltlich geht es beispielsweise um Bewegungsangebote, Pflege und Betreuung, Einsamkeit, gutes Hören bzw. barrierefreie Kommunikation oder Möglichkeiten, mit wenig Aufwand einen Gemüsegarten zu Hause zu pflegen. Auch bekannte Gäste sind Teil von Vorträgen und Gesprächsrunden: Sportwissenschaftler Harald Schmid, der ehemalige BAGSO-Vorsitzende und Bundesminister Franz Müntefering sowie viele andere interessante Persönlichkeiten sind eingeladen. Eine Tageskarte kostet 15 Euro, eine 3-Tage-Karte 35 Euro. Karten können online über die Homepage, via Mail oder telefonisch gekauft werden, Details zu den Eintrittskarten finden Sie hier. Informationen zur Anreise, Übernachtungsmöglichkeiten und Barrierefreiheit finden Sie hier. Alle weiteren Informationen rund um den 14. Deutschen Seniorentag finden Sie auf der Homepage der Veranstaltung.
Weiterlesen Ein Team von Forscher*innen aus Oxford hat in einer breit angelegten Untersuchung herausgefunden, dass Lebensstil- und Umweltfaktoren einen größeren Einfluss auf die Lebenserwartung haben als Gene. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Analyse von Daten aus der UK Biobank, die rund eine halbe Millionen Menschen umfasst. Konkret zeigt die Studie, dass 17 % des Sterberisikos durch Umweltfaktoren bestimmt werden, während Gene nur zu weniger als 2 % beitragen. 25 Risikofaktoren beeinflussen sowohl das Altern als auch die Mortalität, wobei viele davon veränderbar sind. Die bedeutsamsten Risikofaktoren für das Altern und Sterblichkeit sind Rauchen und mangelnde Bewegung. Beides erhöht die Wahrscheinlichkeit für diverse gesundheitsgefährdende Krankheiten. Ein weiterer zentraler Faktor ist der sozioökonomische Status. Hier zeigen die Studienergebnisse, dass sich diverse Parameter, die mit einem hohen sozioökonomischen Status assoziiert werden, bspw. gute Wohnverhältnisse, hohes Einkommen, gute Beschäftigungsverhältnisse und soziale Kontakte positiv auf die Lebenserwartung auswirken. Ausgehend von den Erkenntnissen kommen die Expert*innen zu dem Ergebnis, dass es sowohl Handlungsbedarf im Bereich der Gesundheits- und Bewegungsförderung als auch in Bezug auf die Bekämpfung sozialer Ungleichheit benötigt. Beispielhaft wird erläutert, dass Angebote notwendig sind, die über die Gefahren des Rauchens aufklären und Bewegungsfreude fördern. Neben der Bedeutung des Lebensstils und der Umweltfaktoren weisen die Autor*innen der Studie allerdings auch darauf hin, dass gerade das Alter und das Geschlecht einen großen Einfluss auf Lebenserwartung und Sterblichkeit haben. Die Erkenntnisse können hilfreiche Impulse für politische Entscheidungsprozesse liefern und eine nützliche Grundlage für Entwicklung von Angeboten darstellen. Den Bericht zu den Studienergebnissen in englischer Originalsprache finden Sie hier.
Ältere Menschen in der Ukraine zurückgelassen
26. Februar 2025Weiterlesen Doch nicht alle haben die Möglichkeit zu fliehen. So sind beispielsweise die knapp zehn Millionen Senior*innen in der Ukraine häufig aus gesundheitlichen Gründen nicht dazu in der Lage, sich vor den ständigen Angriffen durch die russische Armee in Sicherheit zu bringen. Hinzu kommen chronisch kranke und behinderte Menschen, die auf ständige Pflege und Betreuung sowie Medikamente angewiesen sind. All dies ist spätestens seit Kriegsbeginn trotz internationaler Hilfen Mangelware im gut 600.000 km² großen Land und sorgt somit für weiteres menschliches Leid. Darüber hinaus entsprechen ukrainische Pflegeheime und Krankenhäusern oft nicht EU-Standards; insbesondere in den ländlichen Regionen ist die ärztliche Versorgung grundsätzlich unzureichend, sodass die dortigen Lebensumstände oft als menschenunwürdig bezeichnet werden können. Auf die Not der Ukrainer*innen hingewiesen hat u.a. Amnesty International. In Ihrem Bereicht "Zurückgelassen und isoliert" schildert die Journalistin und Autorin Elisabeth Wellershaus im Auftrag von Amnesty International nicht nur die drastischen Zustände, in welchen sich ältere, kranke und pflegebedürftige Ukrainer*innen befinden, sondern präsentiert auch ein ca. 15-minütiges Video mit dem Titel „Dreaming in the Shadows“ (deutsch: Träumen in den Schatten): https://www.youtube.com/watch?v=0kuI-VtJIdI Es zeigt den Alltag ukrainischer Pflegefachkräfte, welche aufgrund zahlreicher geflohener Kolleg*innen nun einem umso höheren Arbeitsaufwand entgegenstehen, und verdeutlicht auch das körperliche, seelische und finanzielle Leiden der Patient*innen. Amnesty International fordert eine weitreichende Unterstützung seitens der westlichen Regierungen und Organisationen, um dieser vulnerablen Gruppe einen halbwegs normalen und beschwerdefreien Alltag zu ermöglichen. Hierzu zählen sowohl Geld- als auch Sachspenden, auf welche die Ukraine dringend angewiesen ist – auch über den Krieg hinaus.
Demenz: Praxisnahe Unterstützung für Fachkräfte und Angehörige und Veranstaltungshinweis
21. Februar 2025Weiterlesen Zur Broschüre „Demenz und queer“ hatten wir bereits im April 2024 einen Artikel veröffentlicht: Die Broschüre richtet sich an Pflegekräfte, Angehörige sowie an alle, die mit dem Thema befasst sind. Sie soll dazu beitragen, Verständnis und Sensibilität für die besonderen Bedürfnisse von demenzbetroffenen queeren Menschen zu schaffen. Die Broschüre „Mitmachbriefe für Menschen mit Demenz“ bietet Anregungen für Aktivitäten, die das Gedächtnis und Wohlbefinden von Menschen mit Demenz fördern. Sie enthält Gedichte, Geschichten und Beschäftigungsideen, die aus den Erfahrungen während der Pandemie entstanden sind. Neben dem obigen Link ist auch eine Druckversion über info@demenz-sh.de gegen Portogebühren bestellbar. In der Broschüre „Ergotherapie & Demenz“ geht es darum, wie Menschen mit Demenz durch gezielte ergotherapeutische Maßnahmen ihre körperlichen und kognitiven Fähigkeiten und damit ihre Selbstständigkeit im Alltag länger erhalten können. Die Broschüre richtet sich an Angehörige, Pflegende und Ärzt*innen. Sie bietet Einblicke in die Möglichkeiten der Ergotherapie und die neu eingeführte „Blankoverordnung“ von 2024. Die Broschüre kostet in gedruckter Form 2,50 € zzgl. Porto und kann ebenfalls unter info@demenz-sh.de bestellt werden. Daneben bietet das Kompetenzzentrum Demenz zusammen mit der Alzheimer Gesellschaft Schleswig-Holstein eine Vielzahl weiterer lesenswertet Broschüren und Links. Passend zur Neuauflage der Broschüre "Demenz und queer" findet am 20. März 2025 eine Veranstaltung mit dem Titel "Demenz ist mehr als nur Vergessen" statt. In den Räumlichkeiten des HAKI e.V. in Kiel wird sich der Abend intensiv mit folgenden Themen befassen: Teilnehmer*innen haben zudem die Möglichkeit, eine Urkunde der Deutschen Alzheimer Gesellschaft zu erhalten, die als Softskill-Nachweis dient und zur internationalen "dementia friends"-Bewegung gehört. Datum: 20.03.2025, 18:00 - 20:00Veranstaltungshinweis
Ort: HAKI, Walkerdamm 17, 24103 Kiel
Kosten: Keine
Anmeldung: veranstaltungen@haki-sh.de
Spontane Teilnahme ist möglich, solange Plätze frei sind.
Kurzdossier zur psychischen Gesundheit älterer Menschen
14. Februar 2025Weiterlesen Die Hilfsmaßnahmen sollen älteren Menschen Mut machen, über ihr seelisches Leid zu sprechen und bedürfnisorientierte Angebote zur Unterstützung und Stärkung der mentalen Gesundheit in Anspruch zu nehmen. Problematisch ist hierbei die nach wie vor starke Tabuisierung des Themas, durch die Menschen altersunabhängig unbehandelt ihren Alltag gestalten. Untersuchungen haben ergeben, dass ca. 30% aller europäischen Senior*innen an Depressionen leiden. Diese alarmierenden Zahlen sind insbesondere unter dem Einfluss der Covid-19-Pandemie und der damit korrelierenden Einsamkeit gestiegen. Doch auch finanzielle Schwierigkeiten, der Verlust nahestehender Personen, Altersdiskriminierung (Ageismus) und Missbrauchserfahrungen tragen negativ zum psychischen Wohlbefinden bei. Dagegen können ein stabiles soziales Umfeld, ein geregeltes Einkommen, bzw. eine ausreichende Rente, die Erhaltung körperlicher Fähigkeiten und ein gesunder Lebensstil die Psyche schützen. Die UNECE ruft daher die Regierungen ihrer Mitgliedstaaten dazu auf, sich stärker für die Gewährleistung dieser Güter im Sinne älterer Menschen einzusetzen. Hierzu zählt aufgrund des Personalmangels auch eine konsequentere Besetzung entsprechender therapeutischer und pflegerischer Stellen. Die Forschungen und Studien, welche dem Dossier als Grundlage dienten, haben gezeigt, dass Depressionen, Angststörungen und ein allgemeines Gefühl der Niedergeschlagenheit zwischen den untersuchten Ländern relativ ungleich verteilt sind: Während in Dänemark ca. 16% der Menschen im Alter ab 60 Jahren von Depressionen betroffen sind, liegt der Wert in Litauen bei über 40%. Auch zwischen den Geschlechtern bestehen teils massive Unterschiede: Frauen leiden dabei in jedem Falle öfter als Männer an Depressionen, was sich auf Diskriminierung in Form einer benachteiligenden Behandlung von Frauen zurückführen lässt. Die Suizidrate älterer Männer ist wiederum deutlich höher als die von gleichaltrigen Frauen, da Männer sich seltener therapieren lassen und im Schnitt effektivere Methoden zum Selbstmord wählen. Die traurigen Spitzenreiter im europäischen Vergleich bilden zahlreiche ost- und südosteuropäische Staaten, aber auch Österreich mit teilweise 50 bis 60 männlichen Selbstmördern pro 100.000 Einwohner. Deutschland liegt dabei im oberen Mittelfeld. Psychische Erkrankungen werden immer häufiger zum Gegenstand nationaler und internationaler Debatten. Beispielsweise haben die Europäische Kommission und die WHO bereits umfassende Berichte vorgelegt und Handlungsstrategien erarbeitet. Die UNECE hat einige nationale Hilfsmaßnahmen und Angebote für psychisch erkrankte Senior*innen in ihrem Dossier zusammengetragen. Ähnlich der nationalen Strategie gegen Einsamkeit der deutschen Bundesregierung, haben u.a die Niederlande ein landesweites Programm zur Eindämmung von Einsamkeit gestartet, das aufgrund des großen Erfolges und des hohen Bedarfes inzwischen auf alle Altersgruppen ausgeweitet wurde. In Großbritannien wurde dagegen ein Projekt angesetzt, dass Arbeitnehmer*innen in den Wechseljahren am Arbeitsplatz unterstützt, um ihnen trotz der Menopause eine bedürfnisorientierte Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Ebenso wurden innerhalb der letzten Jahre in Ländern wie Spanien, Portugal, Belgien, Finnland, Serbien und der Türkei umfangreiche Aktionspläne zum Schutz der psychischen Gesundheit im Alter konzipiert, welche eine präventive, aufklärende und beratende Rolle einnehmen. Auch Deutschland findet mit dem 2023 herausgegebenen BAGSO-Ratgeber zur mentalen Gesundheit pflegender Angehöriger Erwähnung. Diesen können Sie kostenlos als PDF-Datei herunterladen, aber auch als Printversion bestellen. Durch die Bereitstellung dieser Angebote auf dem ganzen Kontinent sollen ältere Menschen ihre Erkrankung frühzeitig erkennen und angst- und vorurteilsfrei die Möglichkeit erhalten, offen und ehrlich über ihre mentale Gesundheit zu sprechen. Das langfristige Ziel besteht darin, durch effiziente Angebote zu einem Rückgang der Rate von psychischen Erkrankungen und Suiziden beizutragen und die Lebensqualität von Senior*innen nachhaltig zu verbessern. Hiefür bedarf es einer engen Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, den Projektträger*innen, den Betroffenen und den Angehörigen. Die gesamte Gesellschaft ist also aufgefordert, älteren Menschen ein Gefühl von Inklusion zu vermitteln und Werte wie Solidarität und Fürsorge zu vertreten und umzusetzen. Die gesamte Stellungnahme der UNECE können Sie hier nachlesen.Zielsetzung
Zentrale Ergebnisse
Regionale Unterschiede
Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Internationale Strategien
Nationale Strategien
Zusammenfassung
TV-Duell: Scholz und Merz mit Differenzen bei der Pflege
12. Februar 2025Weiterlesen Zwei Kanzlerkandidaten – Friedrich Merz (CDU) und der amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) – traten am 9. Februar im TV-Duell auf, um viele Wähler*innen für ihre jeweilige Partei zu gewinnen. Scholz und Merz wurden aufgefordert, zu verschiedenen Aspekten der politischen Agenda Stellung zu beziehen, so auch zur Zukunft der Pflege. Wie das Deutsche Ärzteblatt, eine Fachzeitschrift, welche hauptsächlich gesundheitliche Themen behandelt in einem Artikel berichtet, verfolgen die beiden Politiker sehr verschiedene Ansätze hinsichtlich der Pflegefinanzierung. Der Sozialdemokrat Olaf Scholz befürwortet einen maximalen Eigenanteil an den Pflegekosten von 1.000 € und darüber hinaus eine Stärkung der Solidarität zwischen privaten und staatlichen Krankenkassen, ohne jedoch das duale Versicherungssystem aufzulösen. Gesetzlich versicherte Personen sollen auf diese Art und Weise finanzielle Entlastungen erfahren. In diesem Zusammenhang sprach der 66-Jährige im Rahmen des TV-Duells von einer „Verschränkung“. Einen anderen Standpunkt vertritt Scholz‘ konservativer Kontrahent Friedrich Merz. Dieser sprach sich im TV-Duell aus Kostengründen für eine Erhaltung der Pflegeversicherung als Teilversicherung aus. Zudem plädiert der Unionspolitiker mitsamt seiner Partei für eine gemischte Finanzierung der Pflegeversicherung, welche sich aus staatlicher und betrieblicher Vorsorge zusammensetzt. Hierfür sei auch eine weitere verpflichtende Zusatzversicherung nötig. Deutschlands Industrie müsse jedoch wettbewerbsfähig und wachstumsorientiert bleiben, um die Pflegeversicherung weiterhin gewährleisten zu können. Pflegende Angehörige sowie Pflegepersonal sollen laut der CDU besser gefördert werden, indem u.a. die Pflegebeiträge erhöht werden. Falls Sie das TV-Duell mit Friedrich Merz und Olaf Scholz verpasst haben oder noch einmal anschauen möchten, können Sie dies in der ARD-Mediathek tun.
VDK-Wahlprüfsteine für die Bundestagswahl 2025
8. Februar 2025Weiterlesen Während sich die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) selbstverständlich auf ihre Kernklientel konzentriert, fokussieren die Wahlprüfsteine des VDK soziale Themen, die darüber hinausgehen. Auch wird dabei auf eine gerecht finanzierte Sozialpolitik Bezug genommen. Auch hier geht es dabei um „eine gute Rente für alle“, eine einheitliche solidarische Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Stärkung der ambulanten Pflege. Aber ebenso um die „Bekämpfung von Armut aller Altersklassen“ und „wirksame Schritte zu mehr Barrierefreiheit und weniger Diskriminierung“. Wie die dazugehörigen Fragen der beiden aufgeführten Prüfsteine (von insgesamt acht Prüfsteinen) hervorheben, geht es um nichts Geringeres als um eine „gesamtgesellschaftliche Solidargemeinschaft“: Parteien, aber auch andere institutionelle politische Akteure, die es nicht schaffen, über ihre Partikularinteressen hinauszudenken, werden spätestens am „kategorischen Imperativ“ scheitern. Übertragen auf eine solidarische Gesellschaft bedeutet das: Wer nur die eigenen Interessen im Blick hat – egal wie legitim diese erscheinen mögen – und nicht zugesteht, dass auch andere marginalisierte Gruppen berücksichtigt werden müssen, legitimiert, dass jede Gruppe nur an sich denken darf. Damit untergräbt man allerdings eben jene Solidarität, die eigentlich notwendig – und zu Recht – eingefordert werden müsste. Hier geht es vor allem um jene Personen, die nicht bereits durch ihre Position Einfluss und Interessen geltend machen können, sondern um diejenigen, die hierfür auf „Interessenvertreter*innen“ angewiesen sind. Mit dieser Überlegung im Hinterkopf bieten die Antworten der SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke, FDP und BSW auf die Fragen des VdK-Wahlprüfsteins einen weiteren Einblick in die Grundhaltungen der Parteien. Die AfD wurde vom VdK explizit nicht befragt. Zur Begründung heißt es mit Verweis auf die eigene Satzung: „Der VdK bekennt sich in seiner Satzung klar zu Demokratie, Rechtsstaat, Solidarität und Menschenwürde. In § 2 der Satzung heißt es: ‚Der Bundesverband hält es für seine Pflicht, durch Aufklärung seiner Mitglieder und der Öffentlichkeit gegen Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus jeder Art zu wirken, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu verteidigen, alle Bemühungen zur Sicherung des Friedens zu unterstützen und für die Schaffung eines freiheitlichen und sozial gerechten Europas einzutreten.‘ Vor diesem Hintergrund seien die Aussagen der AfD nicht mit dem Menschenbild des VdK vereinbar.“