Am 13. Mai veröffentlichte das Deutsche Zentrum für Altersfragen (DZA) den Deutschen Alterssurvey (DEAS 2024). Der DEAS ist eine repräsentative Quer- und Längsschnittbefragung von Personen in der zweiten Lebenshälfte. Teil der Ergebnisse ist, dass die Klimafrage auch in der zweiten Lebenshälfte eine nicht zu unterschätzende Relevanz hat.
Ausgangssituation des aktuellen DEAS war unter anderem die Feststellung der Autorinnen (Mareike Bünning, Christine Hagen & Julia Simonson), dass Klimakatastrophe und Lebensphase widersprüchliche Zusammenhänge haben können. „So geben Menschen ab 65 Jahren beispielsweise häufiger an, sich vor der Gefahr durch Hitzewellen zu fürchten, als jüngere […]“. Da sie unmittelbarer von den Folgen betroffen sind, könnten sich ältere Menschen entsprechend stärker bedroht fühlen. „Andererseits werden die vollen Auswirkungen des Klimawandels erst in Zukunft sichtbar werden und ältere Menschen werden diese nicht mehr in vollem Maße miterleben.“
Der Survey kam zu dem Schluss, dass es in der Bedrohungseinschätzung der befragten Gruppen zwischen den Alterskohorten 43-55 Jahre, 56-65 Jahre, 66-75 Jahre und 76-90 Jahre keinen Unterschied in der Bewertung der Bedrohung gab. Alle Altersgruppen bewerteten die Bedrohung ähnlich, zwischen 5,6 und 5,9 auf einer Skala von 1 bis 10. Insgesamt nahmen im Erhebungszeitraum 2023 rund 28 % eine hohe Bedrohung durch den Klimawandel wahr. Auch sehen die Befragten den Klimawandel als deutlich größere Bedrohung als die Coronapandemie. Wie Bundesfamilienministerin Lisa Paus in der Stellungnahme des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) betont, ist damit das Vorurteil, das durchaus immer wieder anzutreffen ist, „dass Älteren das Thema egal ist“, nicht haltbar. Dass es nicht egal ist, kann hier klar festgestellt werden.
Allerdings ist der Titel des BMFSFJ nicht ganz zutreffend: „Altersgruppen ähnlich besorgt über Klimawandel“. Betrachtet man die Beobachtungsgruppe des Surveys, so müsste es heißen: Altersgruppen ab dem 43. Lebensjahr ähnlich besorgt über den Klimawandel. Über die erste Lebenshälfte lässt sich hier kein Vergleich treffen. Das ist per se nicht problematisch, sollte aber nicht zu Fehlinterpretationen führen.
Unterschiede innerhalb der zweiten Lebenshälfte finden sich, wie in der Gesamtbevölkerung, auch beim DEAS zwischen Männern und Frauen. Frauen sehen sich durch die Klimakrise stärker bedroht. Bei Einkommen und Bildung ließen sich wiederum keine Unterschiede feststellen. Auffällig war jedoch, dass Menschen mit schlechter subjektiver Gesundheit eine höhere Bedrohung empfanden als Menschen, die sich eher als gesund wahrnehmen. Und auch Menschen ohne Enkelkinder schienen sich eher bedroht zu fühlen als solche mit Enkelkindern. Dass die Gesundheit eine Auswirkung hat, ist gerade vor der bereits erwähnten Sorge um Hitzewellen nicht überraschend. Ob allerdings „keine Enkelkinder“ als Indikator für Zukunftsunsicherheiten bezeichnet werden kann, ist fraglich.
Es geht auch um die Frage, ob erlernte politische und gesellschaftliche Lösungsstrategien hinterfragt werden. Eine Bedrohung wahrzunehmen ist das eine, aber entsprechend zu handeln eine ganz andere Frage. Schaut man sich die Kohorten an, so heißt „zweite Lebenshälfte“ auch, noch mitten im Leben zu stehen. Betrachtet man das Durchschnittsalter des Bundestages von 47,3 Jahren (2021), so handelt es sich bei dem Großteil der Mitglieder um Personen, die sich von dieser Studie angesprochen fühlen können.