Viele der Menschen, die jetzt pflegebedürftig sind oder werden, gehören der Generation der sogenannten „Kriegskinder“ an, geboren in den 1920er und 1930er Jahren, aufgewachsen im Krieg und konfrontiert mit oft lebensbedrohlichen Erlebnissen. Dieser Zielgruppe wird sich im Rahmen der Veranstaltung „Aber die Geschichte ist immer in uns …“ gewidmet. Teil der Veranstaltung sind ein Vortrag zum Thema sowie eine Ausstellungseröffnung.
Nicht alle Menschen haben traumatisierende Erfahrungen gemacht, aber alle haben in Zeiten gelebt, die besondere Anforderungen an das Leben und auch das Zusammenleben gestellt haben. Teil der Erzählungen können also Erinnerungen an Flucht und Bombennächte, an Verlust und Vertreibung, aber ebenso an das erste Lachen nach dem Krieg, das Gefühl, wieder in Sicherheit zu sein, oder die Erkenntnis, in Schleswig-Holstein eine neue Heimat gefunden zu haben, sein.
Die Kriegskinder kommen in das Alter, in dem sie auf Unterstützung und Hilfe angewiesen sind. Die täglichen Erfahrungen in der Pflege zeigen, dass sich die Erinnerungen nicht einfach ausblenden lassen. Was nicht aufgearbeitet wurde, findet im Alter immer öfter den Weg zurück ins Bewusstsein. Gerade bei den Menschen, die zunehmend unter einer Demenz leiden oder auch bei denjenigen, die Verluste zu verkraften haben oder selbst im Sterben liegen, verdichten sich die häufig nicht aufgearbeiteten Erlebnisse zu oft sehr schmerzhaften Erfahrungen.
Kriegstraumata und die Auswirkungen auf die Pflege sind in den letzten Jahren immer mehr zum Thema geworden. „Kriegskinder“ und „Kinder der Kriegskinder“ begegnen sich in der Pflege als pflegende Angehörige, als professionelle Pflegekräfte oder Betreuungsassistenten. Viele von ihnen sind sich ihrer eigenen (lebens)geschichtlichen und persönlichen Eingebundenheit in Kriegsgeschehnisse nicht bewusst. Im pflegerischen Alltag begegnen ihnen Pflegesituationen, die nicht immer allein mit pflegewissenschaftlichem Handeln bewältigt werden können.
Dr. Reinhard Lindner, Oberarzt für Gerontopsychosomatik und Alterspsychotherapie an der Medizinisch-Geriatrischen Klinik Albertinen-Haus, Hamburg und ehemaliger Leiter des Therapie-Zentrums für Suizidgefährdete am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen von Kriegstraumata. Er wird im Rahmen des Vortrages die grundlegenden Aspekte der Arbeit mit traumatisierten Menschen erläutern, die Zusammenhänge zum Pflegealltag herstellen und Ansätze zur Unterstützung und Hilfe aufzeigen.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenfrei. Um eine Anmeldung wird gebeten. Dies ist auf mehreren Wegen möglich:
- postalisch: Pflegestützpunkt, Heinrich-Rieper-Str. 6, 24306 Plön
- telefonisch: 04522 / 743 311
- per Fax: 05422 / 74 395 11
- per Mail: pflegestuetzpunkt@kreis-ploen.de
Die Veranstaltung findet statt im AWO Service- und Wohnzentrum Schönkirchen, Steinbergskamp 2, 24232 Schönkirchen.