Im Hamburger Stadtteil Veddel hat sich eine Mieter/inneninitiative gegründet, um gegen den möglichen Abriss ihres Wohnblocks vorzugehen. Der weitere Verlauf sei unklar, insbesondere ältere Mieter/innen fürchten die Ungewissheit.
Am Montag, den 26.08.2019, stellten sich mehrere Bewohner/innen des sogenannten Warmwasserblocks der Presse. Sie hatten zuvor eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt des knapp 100 Jahre alten Hauses einsetzt. Der denkmalgeschützte Warmwasserblock auf der Hamburger Elbinsel Veddel gehörte zu den ersten Gebäuden des Architekten Fritz Schuhmachers, welches fließend warmes Wasser hatte. Seit 2015 gehören die über 160 Wohnungen der SAGA, dem städtischen Wohnungsbau-Unternehmen in Hamburg. Anfang dieses Jahres informierte die SAGA die Mieter/innen erst nach Presseberichten darüber, dass es 2020 zu einem Abriss oder einer vollständigen Sanierung, in jedem Falle aber zu einem Auszug kommen könnte. Seitdem habe man von der Wohnungsbaugesellschaft keine weiteren Informationen mehr erhalten. Sabrina Schmütsch, Mieterin des Warmwasserblocks, beklagt, dass die Vermieter/innen den Mieter/innen nur Vorrang für 80 Wohnungen im Nachbargebäude zugesprochen hätten, obwohl der jetzige Block 161 Wohnungen beinhaltet. „Das hat viele noch mehr verunsichert. Wir wollen keine Spaltung und keine Einzeldeals, sondern dass alle auf der Veddel bleiben können“, sagt die Aktivist/innen der Initiative in einer auf Facebook veröffentlichten Pressemitteilung. Vor allem fehlende Informationen und wenig Transparenz werden von der Initiative kritisiert. „Nun mal Butter bei die Fische, liebe SAGA“ steht daher auf einem Banner, welches die Mieter/innen zu dem Pressetermin aufgespannt haben.
Insbesondere für ältere Bewohner/innen des Warmwasserblocks könnte ein Auszug schwierig sein, da die Frage nach Ersatzwohnungen genau so ungeklärt sei wie die der Finanzierung. Daher setzt sich die Initiative im Falle eines Abrisses oder einer Sanierung für gleichbleibende Mieten und Übernahme von Umzugskosten ein. Elizabeth Scharlipp, älteste Mieterin des Warmwasserblocks weist darauf hin, dass viele Bewohner/innen schon lange auf der Veddel wohnen und nun fürchten, den Stadtteil verlassen zu müssen. „Dass die SAGA so mit uns umgeht, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es ist eine Belastung nicht zu wissen, was passiert. Hier wohnen auch viele ältere Menschen und viele mit unterschiedlichen Sprachen. Das ist und war ein Arbeiterstadtteil“, wird die Rentnerin in der Pressemitteilung zitiert. Auch Helmut Korf ist als langjähriger Mieter Teil der Initiative. Er fordert nicht nur mehr Transparenz von der SAGA, sondern auch, dass die Mieter/innen in die Pläne aktiv mit einbezogen werden – egal ob bei einer Instandsetzung oder einem Neubau.
„Gemeinsamer Protest wirkt“ schreibt die Initiative zwei Tage nach dem Pressetermin auf Facebook. Nachdem mehrere Medien wie das Hamburger Abendblatt oder der NDR nach der Aktion über die Situation berichteten, meldete sich die SAGA als Reaktion mit einem Rundschreiben an die Mieter/innen. Darin werden Fehler eingestanden und vor allem mehr Transparenz versprochen. Viele Fragen und viel Unzufriedenheit bleiben jedoch: „Wir werden weiter für unsere Forderungen einstehen. Der Rundbrief hat gezeigt, dass die Initiative mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit Druck ausüben kann. Doch uns reichen ein paar nette Worte nicht, wir setzen uns weiter dafür ein, dass alle auf der Veddel bleiben können“, äußert sich Sabrina Schmütsch gegenüber seniorenpolitik-aktuell über die weiteren Vorhaben der Initiative.