Mit dem Projekt „Bürgernetzwerke für Schleswig-Holstein“ werden landesweit quartiersbezogene und selbstorganisierte Nachbarschaftshilfeprojekte gefördert und entwickelt. Die Koordinatorin Bettina Süphke gewährleistet die Vernetzung und fachliche Begleitung.
Die Bürgernetzwerke sollen zunächst in ausgewählten Wohnquartieren im Rahmen einer Pilotphase initiiert werden. Nach Möglichkeit sollen hierfür sowohl städtische wie auch ländliche Quartiere gewonnen werden, um Erfahrungen mit strukturell unterschiedlichen Sozialräumen zu gewinnen. Diese Erfahrungen sollen als Grundlage für die landesweite Implementierung von Bürgernetzwerken für Senioren dienen. Getragen wird das Modellprojekt vom Sozialministerium Schleswig-Holstein und dem Paritätischen Landesverband Schleswig-Holstein. Es ist Bestandteil des Landesprogramms „Gutes Leben im Alter“.
Über das Engagement
Bürgerschaftliches Engagement, Freiwilligendienst, Ehrenamt, freiwillig Engagierte, Kümmerer…die Liste der Bezeichnungen für Menschen, die bereit sind, einen Teil ihrer Zeit für Andere zu geben ist lang. Ebenso groß ist der Rahmen, in dem sich dieses abspielen kann: Von der örtlichen Tafel über das Vorlesen in Kindergärten und Altenheimen, das Anleiten einer Sportgruppe oder den Brötchenverkauf in der Grundschule bis zur freiwilligen Feuerwehr und dem Vorstand im Schützenverein. Aber beschreibt das Bild des Ehrenamtes wie es uns bisher geläufig war, die Engagementbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger überhaupt noch zeitgemäß?
Unsere Gesellschaft neigt seit jeher zur Unterscheidung zwischen Armut und Reichtum, Erwerbstätigkeit und Nicht-Erwerbstätigkeit, Krankheit und Gesundheit, Helfer und Hilfsbedürftige. Nach Klaus Dörner, einem der bedeutenden Denker und Streiter für die gesellschaftliche Verantwortung ist niemand nur Helfer oder nur hilfsbedürftig. Jeder Mensch habe auch das Bedürfnis danach, gebraucht zu werden. Und so sollten wir uns auf den Weg machen, zu einer neuen Sicht auf das Ehrenamt und das freiwillige Engagement. Weg von der Sicht des Starken auf den Schwachen, hin zu dem Gedanken eines Gemeinsamen, eines Gemeinsinns, einer gemeinsamen Verantwortung für ein soziales Miteinander.
Diesem Gedanken möchten wir uns widmen, wenn wir über die Initiierung von Bürgernetzen sprechen. Wir möchten Menschen zusammen bringen, die für einander da sein wollen, in einem Netzwerk in dem jeder seine Rolle finden kann. Einfach gesagt, kann die alte Dame, die ihren Rasen nicht mehr alleine mähen kann, durchaus in der Lage sein, auf das Kind der Nachbarin aufzupassen, während diese für den bettlägerigen alten Herrn von nebenan die Einkäufe erledigt. Dieser wiederum stellt seine Sammlung an Briefmarken, Orden, Rezepten…dem örtlichen Kindergarten für eine Ausstellung zur Verfügung, bei deren Eröffnung die Eltern der Kinder zugunsten des ansässigen Sportvereins Kuchen verkaufen….
Diese Liste ließe sich noch um einiges erweitern. Sie spiegelt den Grundgedanken von Bürgernetzwerken wider. Engagierte Menschen bilden einen Zusammenhalt und übernehmen Verantwortungspartnerschaften, in dem auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Einzelnen geschaut wird. Unter Zugrundelegung der vorhandenen Ressourcen kann so ein Nachbarschaftsnetz entstehen, welches die Menschen wieder zu einem WIR verbinden kann. Dieser Gedanke ist nicht neu: Im Gegenteil: Dies war normal in einer Gesellschaft, in der es keine professionellen Hilfs-, Pflege-, und Besuchsdienste gab. In diesen Zeiten wäre der Landwirt mit gebrochenem Bein nach kürzester Zeit verhungert, hätten nicht Familie und Nachbarn ihm über die schwere Zeit der Krankheit hinweg geholfen.
Wenn es uns gelingt, diesen Grundgedanken weiter zu verfolgen und uns wieder mehr auf ein gemeinschaftliches Miteinander zu besinnen, dann haben wir einen großen Schritt in Richtung Bürgergesellschaft bereits getan.
Kontakt:
Bettina Süphke
Telefon:(0431) 988 5599
Email: Bettina.Suephke@sozmi.landsh.de
Weitere Informationen:
Paritätische Schleswig-Holstein
www.schleswig-holstein.de