Eine Langzeitstudie aus den USA mit 282 Proband*innen hat getestet, ob und inwieweit Medikamente gegen Alzheimer die Eigenständigkeit im Alltag aufrechterhalten können. Bei den in der Studie verwendeten Medikamenten handelte es sich um Lecanemab und Donanemab, welche in Deutschland bislang nicht zugelassen wurden. Die darin enthaltenen Amyloid-Antikörper bewirken eine Verlangsamung der Abnahme kognitiver Fähigkeiten.
Alle Proband*innen waren zu Beginn der Studie mindestens 60 Jahre alt, zeigten zumindest erste Anzeichen einer Alzheimer-Erkrankung und waren zum Teil nicht mehr dazu fähig, ihren Alltag auf sich gestellt zu bewältigen. Um die Selbstständigkeit der Teilnehmenden sinnvoll messen zu können, wurde für die Studie unterschieden zwischen IADLs (praktische, mit der direkten Umgebung zusammenhängende Aufgaben) und BADLs (körperliche und geistige Selbstfürsorge). Zeitgleich wurde dabei die Schwere der Erkrankung mithilfe des Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB) ermittelt, sodass sich die Eigenständigkeit und der Krankheitsgrad gegenüberstellen ließen.
Dabei zeigte sich, dass die IADLs nicht mehr eigenständig ausgeführt werden konnten, sobald eine leichte Demenz (ab 5 CDR-SB) vorlag. Während der Studie traf diese Entwicklung bei ca. der Hälfte aller Teilnehmenden auf. Die Selbstversorgung blieb im Schnitt jedoch etwas länger möglich: Erst ab ca. 11,5 CDR-SB, was einer mittelgradigen Demenz entspricht, benötigten die Proband*innen auch hierfür Unterstützung.
Dennoch legen die Ergebnisse der Studie nahe, dass beide Medikamente den Krankheitsprozess und damit auch das Eintreten der Pflegebedürftigkeit deutlich verzögern können. Die Einnahme von Donanemab verlängerte die Selbstständigkeit der Proband*innen um durchschnittlich acht Monate, im Fall von Lecanemab waren es sogar zehn. Demzufolge würde eine Behandlung mit Medikamenten gegen Alzheimer den Patient*innen ca. ein zusätzliches Dreivierteljahr schenken, in dem diese noch einen unabhängigen Alltag genießen können. Eigenständigkeit und der Erhalt der kognitiven Fähigkeiten sind wiederum bedeutsam für die Lebensqualität.
Ein weiterer Vorteil an einer Einnahme von Alzheimer-Medikamenten liegt in der Entlastung der Angehörigen. Diesen bleibt durch das langsamere Voranschreiten der Erkrankung mehr Zeit, um Vorkehrungen bezüglich Pflege- und Betreuungsmaßnahmen zu treffen. Ob eine solche Behandlung zukünftig auch in Deutschland möglich sein wird, bleibt abzuwarten – für Donanemab wurde allerdings schon 2023 ein Zulassungsantrag gestellt, der sich momentan in der Prüfung befindet. Im Falle einer Genehmigung des Antrages würde das Medikament in der gesamten EU verfügbar werden.
Über die Studie berichtete das Deutsche Ärzteblatt in einem kürzlich erschienenen Artikel.