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An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg findet am 22.10. eine Diskussionsveranstaltung statt, die auch kurzentschlossenen Interessierten offen steht. Es sollen verschiedene Entlastungsangebote vorgestellt und diskutiert werden.

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Veranstalter sind die Kontakt- und Informationsstellen für Selbsthilfegruppen Hamburg und der Verein wir pflegen - Interessenvertretung begleitender Angehöriger und Freunde in Kooperation mit dem Competence Center Gesundheit.

Wo: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Versammlungsstätte (im Erdgeschoss), Alexanderstraße 1, 20099 Hamburg

Wann: 22.10.15, 15:00 - 18:30

Die Veranstaltung ist kostenfrei. Um eine Anmeldung unter kisswandsbek@paritaet-hamburg.de oder 040/399 263 35 wird gebeten, Kurzentschlossene sind jedoch auch herzlich willkommen.

Weitere Informationen liefert das komplette Programm.

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Prof. Dr. Bitzan von der Hochschule Esslingen steuerte den zweiten Impulsvortrag zu dem diesjährigen Bundeskongress Soziale Arbeit bei. Sie gab dem Vortrag den Titel "Das Soziale von den Lebenswelten her denken - Zur Produktivität der Konfliktorientierung für die Soziale Arbeit." Wir bieten Ihnen wieder Zusammenfassung sowie Audiomitschnitt des Vortrages.

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Bisher sind in unserer Reihe zum 9. Bundeskongress der Sozialen Arbeit erschienen:

Eröffnungsveranstaltung sowie allgemeine Informationen zum Bundeskongress

Impulsvortrag Stephan Lessenich: Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so

Hier nun der Vortrag von Prof. Dr. Bitzan:

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In der Mikroebene, im Bezug auf Lebenswelten und AdressatInnen, wird das Politische erkennbar. Konflikte zwischen allen AkteurInnen sind möglich, sie sind jedoch negativ besetzt. Aber alle Konflikte enthalten immer strukturelle Widersprüche. Nicht alle strukturellen Widersprüche sind Konflikte, sondern werden als Unbehagen oder Unstimmigkeit wahrgenommen. Diese wahrzunehmen heißt auch, gegen Bewegungen vorzugehen, die attraktive Glättungen vornehmen wollen. Der Vortrag ist in fünf Themenbereiche gegliedert.

1. wird auf die Konfliktperspektive eingegangen. Diese ist oft eng gefasst, in der Interaktion sieht mindestens eine AkteurIn eine Unvereinbarkeit. Hier ist aber auch eine gesellschaftliche, weite Fassung möglich. Es können z.B. gegensätzliche Interessen und nicht erfüllte Versprechungen thematisiert werden. Es gibt kollektivierbare Konflikte, die auf gesellschaftliche Strukturen hinweisen. Konflikte konstituieren also auch die Gesellschaft. Soziale Arbeit kann dabei eine produktive Haltung einnehmen: Konfliktinterpretationen machen bewusst, wie Gesellschaftsordnungen hergestellt und Veränderungen bewirkt werden. Dies deckt Widersprüche auf, welche in gesellschaftliche Diskussionen eingebracht werden können.

2. wird der Soziale Konflikt thematisiert: Gesellschaft ist eine Arena von Konflikten. Soziale Konflikte bestehen im ständigen Kampf um Anerkennung. Dies geschieht in drei Sphären, als Kampf zwischen Liebe und Körpergewalt; Recht und Entrechtung; Wertschätzung und Entwürdigung. In diesen Sphären erlebte Verletzungen führen zu negativen Gefühlen. Sind die Gefühle mit Erfahrungen von Kollektivität verbunden, kann Unrecht empfunden werden und Protest ausgelöst werden. Soziale Arbeit kann hier eine Rolle spielen. Soziale Konflikte verweisen auf Widersprüche, die normalerweise individualisiert wahrgenommen werden und in der konkreten Lebenswelt auftauchen.

3. thematisiert Prof. Dr. Bitzan das Soziale als Diskurse in Verhältnissen. Ambivalenz in der Lebenswelt kann als Dialektik von Verfügbarkeit und Gelingen wahrgenommen werden. Charakteristisch im Alttag ist die Erlebbarkeit der Widersprüche. Sozialstaatliche Rahmungen regulieren, wie Menschen leben sollen, wenn sie akzeptiert werden wollen. Bei Anerkennungskämpfen geht es darum, welche Bedürfnisse akzeptiert werden und wie diese befriedigt werden dürfen. Diese Entwicklung ist dynamisch. Soziales ist also nicht statisch. Es manifestiert sich in Konflikten und Bewältigungen, egal ob sozial anerkannt oder abgelehnt. Es legt eine Spur des Unbehagens, wie z.B. in Armut oder dem Umgang mit Geflüchteten.

Bezogen auf Geschlechterpolitik scheint es, als wären die Anforderungen der Frauenbewegung erfüllt. Anerkennungsgewinne für Frauen werden verzeichnet. Diese Konfliktlösungen haben jedoch Grenzen. Dies manifestiert sich in hierarchischen Ordnungen, Gewaltverhältnissen, Missachtung von Carearbeit und Individualisierungen von fehlgeschlagenen Lösungen.

Es gibt auch einen sozialpolitischen Verdeckungszusammenhang: Jenseits der Erwerbsarbeit wird jede Arbeit, wie Carearbeit, als selbstverständlich abgewertet. Bilder von starken Frauen können Leitbilder bieten, die Zumutungen für Frauen bedeuten. Scheitern oder Gelingen wird individualisiert. All diese Entdeckungen ergeben einen Verdeckungszusammenhang.

4. geht Frau Bitzan auf die Rolle der Sozialen Arbeit ein. In ihr wirkt auch der Verdeckungszusammenhang. Es erfolgt die Umwandlung von einer politischen zu einer pädagogischen bzw. sozialarbeiterischen Frage. Dies führt zu Zielgruppen, folglich wird nur ein Schwerpunktthema den AdressatInnen zugeschrieben. Konstruktion von Zielgruppen und Problematiken wird auch zur Aufgabe von SozialarbeiterInnen gemacht. Probleme werden als Mangel an Kompetenz der Personen und nicht als gesellschaftliches Problem wahrgenommen. Der Kampf um Anerkennung scheint sich auf diesem Weg in das Innere von Individuen zu verlagern, die Sphäre der Politik bleibt außen vor. Das Streben nach Selbstachtung hat keinen Bezugspunkt mehr. Der ökonomische Standpunkt in der Politik ist häufig der gewichtigste.

5. kann die Adressatenorientierung als Chance verstanden werden. Konflikte werden nicht nur im Rechtsrahmen, sondern auch in der konkreten Handlungsebene erlebt. Konfliktorientierte Arbeit wird häufig als unmodern und zu kompliziert dargestellt. Diese Konfliktorientierung ist jedoch produktiv:

Durch weniger Adressierungen als Konfliktreduktion werden Gewissheiten verlassen und Adressierungspraxen können reflektiert werden. Adressierungen reduzieren Konfliktpotentiale, sie konstruieren Gruppen zu einem bestimmten Zweck der Problembearbeitung. Es wird verallgemeinert, wie AdressatInnen seien, was sie könnten oder nicht könnten. Zuweisungen als Schüler können zB Erklärungsnot für schulischen Misserfolg bei dem Handeln des Individuums als Schüler verkürzen. Andere Rollen, auch die Rolle der BeobachterIn, werden außen vorgelassen. Auf der Klientenseite äußert sich die Adressierung durch Unbehagen, Schweigen oder gestische Ablehnung. Auf der professionellen Seite können Ungenauigkeit oder Paternalismus festgestellt werden, man meine es schließlich gut. Aber die Lebenswelt wird reduktionistisch wahrgenommen. Der Gegenvorschlag lautet daher, einen relationalen AdressatInnenbegriff zu verwenden, durch den für die AdressatInnen weitere Reaktionsmöglichkeiten geöffnet werden.

Das Soziale kann von der Lebenspraxis her gedacht werden, um Zugang zu erweiterten Erkenntnissen zu erlangen. Widersprüchliche Verhaltensweisen der AdressatInnen können als Erkenntnisfenster wahrgenommen werden. Also weniger Diagnosen, mehr ein Fallverstehen. Weder AdressatInnenseite noch die professionelle Seite soll alleingültig dastehen, sondern es sollte für einen Ausgleich der beiden Seiten gesorgt werden. Andere Rollen sollten also wahrgenommen werden. Dieses gemeinsame Herausfinden kann in offenen Zugangsmöglichkeiten geschehen.

Die Artikulation und Stärkung der AdressatInnenposition, also Artikulationschancen, sollten durch formalisierte Widerspruchsrechte ausgebaut werden. Betroffenheiten müssen thematisiert werden, nicht Zugehörigkeit zu einem Klientel wie „Frau“ oder „Jugendlicher“. Am Verhalten von Trägern und Institutionen sollte sich etwas ändern.

Konfliktorientierung wirkt also als politische Haltung gegen Standardisierungen, Reduzierungen und Personalisierungen.

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Service-Wohnen im Alter, auch bekannt als Betreutes Wohnen, ist vielfältig. Lesen Sie hier einen Überblick über verschiedene Formen des Service-Wohnens im Alter und konkrete Angebote in Schleswig-Holstein. Wollen Sie das Thema weiter vertiefen, bietet Ihnen die hier zitierte Ausarbeitung eine Untersuchung, wie in einem beispielhaften Hamburger Service-Wohnen ein Leben ohne soziale Desintegration gelingen kann.

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Konkrete innovative Wohnangebote finden Sie, nach Städten und Kreisen sortiert, auf den Seiten der schleswig-holsteinischen Koordinationsstelle (KiWa). 

An verschiedenen Orten in Schleswig-Holstein werden fachlich qualifizierte Wohnungsberatungsstellen aufgebaut und in Betrieb genommen. Mehr Informationen bietet Ihnen das Projekt Wohnlotsen.

Für einen inhaltlichen Einstieg hier nun das Kapitel 3.1 "Modelle des Service-Wohnens im Überblick" aus der Bachelor-Thesis "Service-Wohnen in der Amalie Sieveking-Stiftung. Chancen für ein Leben ohne soziale Desintegration im Alter":


Service-Wohnen ist in der Regel eine Kombination aus Wohnraum und Serviceleistungen für ältere Menschen. Unterschiede ergeben sich vor allem in Umfang und Art der Angebote. Nach Heike Nordmann werden sie in fünf Kategorien eingeteilt:

Wohnen mit Hausmeisterservice unterscheidet sich von einer normalen Wohnung dadurch, dass es eine HausmeisterIn im Haus gibt, die die BewohnerInnen bei praktischen und technischen Fragen betreut, wie z. B. die Wartung und Reinigung von Fluren und Gemeinschaftsräumen, dem Winterdienst und der Gartenpflege. (Vgl. Crößmann / Börner (2005): Neue Wohn- und Betreuungsformen im heimrechtlichen Kontext, S. 12.) Falls die BewohnerInnen darüber hinaus Hilfe brauchen, müssen sie sich an weitere Anbieter wenden. Die BewohnerInnen sind eigenständig und führen selbständig ihren Haushalt. Bei einer schweren Pflegebedürftigkeit müssen sie wahrscheinlich in eine Einrichtung umziehen, die größere Kapazitäten im Pflegebereich hat. (Vgl. Nordmann (2001): Betreutes Wohnen, S. 7.)

Im Wohnen mit Betreuungskraft und externen Serviceangeboten steht außer der HausmeisterIn eine weitere AnsprechpartnerIn zur Verfügung, die die BewohnerInnen bei sozialen Fragen berät und notwendige Hilfen wie z. B. Einkaufsdienste vermittelt. (Vgl. Crößmann / Börner (2005): Neue Wohn- und Betreuungsformen im heimrechtlichen Kontext, S. 12.) Sie kümmert sich um gemeinsame Veranstaltungen und sorgt für Kontakt zwischen den BewohnerInnen. Die älteren Menschen wohnen selbständig, nur bei Bedarf wird schnelle Hilfe vermittelt.

Ein direkter Kontakt mit Pflegediensten ist im Wohnen mit Pflegestützpunkt möglich. So haben die BewohnerInnen die Sicherheit, dass sie im Bedarfsfall problemlose pflegerische Hilfe erhalten. Die MitarbeiterInnen arbeiten oft rund um die Uhr als Ansprechpersonen. Diese Form des Service-Wohnens ist für SeniorInnen geeignet, die schon beim Einzug leicht pflegebedürftig sind.

Wohnen im Heimverbund findet in der Nachbarschaft eines Alten- oder Pflegeheimes des gleichen Trägers statt. Bei Bedarf können die BewohnerInnen alle Leistungen des benachbarten Heimes, wie Mahlzeiten, Spielsaal und Pflege in Anspruch nehmen. Diese Heime sind auch geeignet für Personen mit leichter oder zukünftiger Pflegebedürftigkeit. Wenn die Person über längere Zeit oder in größerem Umfang Pflege braucht, sollte sie in ein Pflegeheim umziehen.

Im Wohnen mit integrierter Pflege und Versorgung leben SeniorInnen, auf deren Wünsche hin das Angebot angepasst wird. Im Haus werden umfangreiche Möglichkeiten der Versorgung und Pflege angeboten, die jederzeit zur Verfügung stehen. Zu den Standardangeboten gehört ein Speisesaal, regelmäßige Wohnungsreinigung sowie Pflege bei Bedarf. Schwer pflegebedürftige BewohnerInnen können oft in einer zugehörigen Pflegestation versorgt werden. (Vgl. Nordmann (2001): Betreutes Wohnen, S. 6 – 9.)

Um Heike Nordmanns Kategorien zu ergänzen, soll in diesem Punkt das Modell des Service-Wohnens zu Hause vorgestellt werden: Dies ist eine Wohnform, in der die älteren Menschen in ihrer angestammten Wohnumgebung bleiben können. Sie schließen mit ambulanten Diensten, einer Sozialstation, einem Betreuungsverein oder einer Beratungsstelle einen Betreuungsvertrag und erhalten regelmäßig Betreuungsleistungen in ihrer Wohnung. (Vgl. Kremer-Preiß / Stolarz (2003): Leben und Wohnen im Alter, S. 55.)

Im folgenden Teil werden das Service-Wohnen und die dazu gehörigen Rahmenbedingungen beschrieben. Es soll deutlich gemacht werden, wie diese spezielle Wohnform in Verbindung mit Sozialer Arbeit als eine Möglichkeit für ein selbstbestimmtes Leben im Alter genutzt werden kann.

Sie können hier weiter lesen.

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In den Räumen des Deutschen Zentrums für Altersfragen (DZA) finden in der nächsten Zeit zwei Veranstaltungen statt, die nicht nur fachlich fundierte Vorträge sondern auch Raum zur anschließenden Diskussion geben. Prof. Dr. Scherger von der Uni Bremen spricht zur "Erwerbsarbeit jenseits der Rentengrenze in Deutschland und Großbritannien", Christina Bylow stellt ihr Buch "Die verratene Generation" vor.

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15.10.2015,  17:30-19:00, Raum 313 (3. OG): Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Simone Scherger: "Erwerbsarbeit jenseits der Rentengrenze in Deutschland und Großbritannien. Quantitative und qualitative Befunde aus einem vergleichenden Projekt".

Das DZA schreibt dazu: "Immer mehr Menschen gehen auch nach der Rentengrenze einer Erwerbstätigkeit nach. Dies stellt die Institution des arbeitsfreien Ruhestands möglicherweise in Frage – um das indes beurteilen zu können, ist fundiertes empirisches Wissen notwendig. Der Vortrag berichtet aus den Ergebnissen eines deutsch-britisch vergleichenden Projekts, das den institutionellen Kontexten, den Gründen und den Auswirkungen von Erwerbstätigkeit nach der Rentengrenze auf der Grundlage von quantitativen und qualitativen Forschungszugängen nachgeht. Die Ergebnisse weisen zum einen auf die Vielfalt der Konstellationen und Motive der ‚späten‘ Erwerbstätigkeit hin, zum anderen auf die deutliche Selektivität der Gruppe der im Rentenalter noch Arbeitenden. Die Befunde belegen damit keineswegs, dass eine pauschale Verlängerung des Erwerbslebens problemlos möglich ist, sondern erlauben allenfalls differenzierte sozialpolitische Schlussfolgerungen."


3.12.2015, 17:30 - 19:00 in der Bibliothek: Autorenlesung von Christina Bylow: "Die verratene Generation" (2014), anschließend wissenschaftliches Koreferat und Diskussion.

Das DZA schreibt dazu: "Das Buch diskutiert die Lebenssituation der Frauen der Babyboomer-Generation und ihre finanzielle Situation im Alter. Frau Bylow klagt die Verantwortlichen in der Politik an, den Frauen der geburtenstarken Jahrgänge 1955 bis 1970 falsche Versprechungen gemacht zu haben. Gerade diesen Jahrgängen droht nach ihrer Meinung die Altersarmut mit geringen Renten. Die Publikation analysiert die Gründe und plädiert für eine gerechtere Gesellschaftspolitik."


Beide Veranstaltungen finden in den Räumen des DZA statt: Manfred-von-Richthofen-Straße 2, 12101 Berlin. Erreichbar mit der U6, Haltestelle "Platz der Luftbrücke", oder den Buslinien 104 und 248. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

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Prof. Dr. Lessenich aus der Universität München lieferte mit seinem Vortrag „Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so: Zwischenbetrachtungen im Prozess der Aktivierung“ einen guten Einstieg in die Thematik des diesjährigen Bundeskongresses der Sozialen Arbeit. Wir bieten Ihnen eine Zusammenfassung des Vortrages und einen Audiomitschnitt.

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Allgemeine Informationen zum Bundeskongress und mehr zu Eröffnungsreden können Sie in unserem Artikel der letzten Woche nachlesen.

Sie können hier die komplette Rede, aufgeteilt in 2 Teile, nachhören:

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Bitte beachten Sie, dass die folgende Zusammenfassung natürlich nicht die Tiefe der Rede erreicht.

Dass gesellschaftliche Umbrüche festgestellt werden, wirkt manchmal regelmäßig. Dennoch verändert der europäische Sozialstaat seit zwei Jahrzehnten sein Gesicht. Lebensumstände werden individualisiert, die globale Ökonomisierung ist vorangeschritten. Die politische Umformierung wird mit dem Schlagwort Aktivierung beschrieben. Schon Bill Clinton sagte: „We have to end welfare as a way of life“, 1996 wurde ein neues Bundesgesetz in den USA erlassen. Die zeitliche Begrenzung von sozialen Hilfen führte in Deutschland zu „fördern und fordern“. Der modernisierte Staat soll BürgerInnen zu marktkonformen Verhalten bringen, wie z.B. Investitionen in die eigene Zukunft, je nach finanziellen Möglichkeiten. Es zeigt die Wahrnehmung, dass Marktwirtschaft alles besser könne. Es gebe kein richtiges Leben abseits von Markt und Arbeit. SozialstaatsbürgerInnen werden damit zu potentiellen Akteuren auf dem Arbeitsmarkt.

Die Wende zur Aktivierung kommt mit der Individualisierung der Problemen einher. Selbstverantwortlichkeit, Selbststeuerung und Eigenvorsorge: Die Sorge um die eigene Wohlfahrt ist selbstverständlich geworden. Ein vermeintlich passiver Leistungsbezug soll durch Akteure ersetzt werden. Die Sozialpolitik drängt damit jedoch nicht auf die Veränderung der problematischen Verhältnisse sondern reduziert sie auf als problematisch wahrgenommene Verhaltensweise. Politisch alltägliche Begriffe wie „Flüchtlingskrise“, „Langzeitarbeitslose“ und „Wirtschaftsflüchtlinge“ machen dies deutlich.

Die Streitfrage lautet: Was ist sozial? Normativ, also dass Soziales nur gut sein kann, verstanden, scheint es unmöglich, dass es neoliberales Soziales gibt. Aber die Zuschreibung von Sozialem muss nicht einen guten Anteil haben. Denn die neosoziale Tendenz ökonomisiert den sozialen Sektor. Z.B. soll die Selbststeuerung in gesundheitlicher Versorgung oder Rentenvorsorge die Gesellschaft schonen. Auch die Formulierung der „Überalterung der Gesellschaft“ sollte hinterfragt werden.

Als Zwischenfazit lässt sich feststellen: Ohne eine soziale Agenda gibt es keinen gesellschaftlich akzeptierten Neoliberalismus.

Der realexistierende Neoliberalismus versucht, sich als angepasst und im Dienst der Allgemeinheit darzustellen. Ideologisch und institutionell muss das Bild der angeblich notwendigen selbstverantwortlichen BürgerInnen vermittelt werden.

Wir erleben eine sozialpolitische Transformation. Nach dem Ende des Kalten Krieges ist der Ausbau des Sozialen im Westen nicht mehr notwendig. Es ist der Beginn einer Verschiebung von öffentlicher zu privater Verantwortlichkeit. Die Aktivierung soll ein neues Wachstumsmodell implementieren, welches auf die Befreiung des Marktes und der Eigenverantwortung basiert.

Die Aktivierungspolitik ist jedoch auf Akteure angewiesen, die sie umsetzt, sie ist also nicht alternativlos. Ein Beispiel liefern Beiträge zur sogenannten Flüchtlingskrise. Eine als einwanderungsfreundlich getarnte Rede des Bundespräsidenten enthält die Aussage „Unser Herz ist weit, Möglichkeiten sind endlich.“ Es wird von „Hunderttausenden aus fremden Kulturen“ gesprochen und als unangemessen bezeichnete Verhaltensweisen erwähnt. Aber: Geflüchtete sind keine bloßen Objekte von Grenzregimen. Sie sind Herren und Herrinnen ihres Lebens und ihrer Lebensgeschichte.

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2011 verstarben laut Statistischem Bundesamt ein drittel aller Menschen in der BRD in stationären Pflegeeinrichtungen. Dies beudetet unter anderem, dass sich nicht nur die BewohnerInnen, sondern auch die Pflegenden regelmäßig mit dem Tod auseinandersetzen müssen. Dazu gehört im professionellen Kontakt auch die palliative Versorgung. Hier können Sie sich einen Überblick über aktuelle Literaturempfehlungen verschaffen.

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Das Deutsche Zentrum für Altersfragen empfiehlt zunächst einige (Sammel-)Werke:

Borckholder, Thomas (2015): Der Tod im 21. Jahrhundert: eine Untersuchung der gesellschaftlichen Einstellungen zum Tod in der Bundesrepublik Deutschland; dargestellt anhand der Ritualanwendungen beim Tod und Begräbnis. ISBN 978-3-7347-7749-3

George, Wolfgang (2014): Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen: Situationsbeschreibung, Zusammenhänge, Empfehlungen. ISBN 978-3-8379-2430-5

Wüller, Johannes (2014): Palliativpflege. ISBN 978-3-437-25271-6

Föllmer, Johanna (2014): Palliativversorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung: zur Hospizversorgung nach § 39a SGB V und zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung nach § 37b SGB V. ISBN 978-3-642-41317-9

Großklaus-Seidel, Marion (2014): Ambulante und stationäre Palliativpflege. ISBN 978-3-17-022397-4

Thönnes, Michaela (2013): Sterbeorte in Deutschland: eine soziologische Studie. ISBN 978-3-631-64090-6

Kittelberger, Frank (2013): Umsorgt sein: End-of-Life-Care in der Altenhilfe. ISBN 978-3-00-042112-9

Dachverband Hospiz Österreich (2012): Hospizkultur und Palliative Care im Pflegeheim: mehr als nur ein schöner Abschied; gut leben und würdig sterben können. ISBN 978-3-941251-55-7


Das Sammelwerk "Sterben in stationären Pflegeeinrichtungen" (2014) von Wolfgang George sei besonders empfohlen, in diesem befinden sich eine Reihe empfehlenswerter Beiträge:

George, Wolfgang: Empfehlungen aufgrund der Studienergebnisse und das Deutsche Palliativsiegel (palliativfreundliche Einrichtung).

Schilder, Michael: Kultursensible und interreligiöse Pflege sterbender Muslime in stationären Altenpflegeeinrichtungen.

Lübke, Norbert: Sterben im Pflegeheim - mehr als eine Herausforderung für die MDK-Qualitätsprüfungen.

George, Wolfgang: Ergebnisse der Gießener Studie zu den Sterbebedingungen in der stationären Pflege.

Menzel, Friedhelm: Palliativ kompetente Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen aus Trägersicht: ein politischer Lösungsversuch über die Soziale Pflegeversicherung.

Müller, Dirk: Palliative Geriatrie - mehr als Sterbebegleitung.

Engel, Kathrin: Sterben in stationären Altenpflegeeinrichtungen : Aspekte professioneller Pflege und Betreuung.

Graf, Gerda: Reflexionen und Empfehlungen zur Entwicklung eines menschenwürdigen Sterbens in stationären Pflegeeinrichtungen.

Nauck, Friedemann: Die Implementierung der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) in stationäre Pflegeeinrichtungen.

Weihrauch, Birgit: Fachliche und politische Voraussetzungen zur Organisation eines guten Sterbens in stationären Pflegeeinrichtungen.

Tiedtke, Johanna: Psychosoziale Bedingungen des Sterbens in Pflegeeinrichtungen: gerontopsychologische Überlegungen und Ansätze.


Knapper im Umfang, aber meist spezieller im Thema sind Artikel in Fachzeitschriften oder einzelne Beiträge in Sammelwerken:

George, Wolfgang (2015): Gute palliative Betreuung? In: Dr. med. Mabuse, Bd. 40.

Kristen, Johanna (2015): "Wir dürfen uns nicht allein auf das Hospiz verlassen". In: Die Schwester, der Pfleger, Bd. 54.

Brysch, Eugen (2015): "Wohl dem, der im Hospiz sterben darf!": Sterben im Pflegeheim. In: Altenpflege, Bd. 40.

Brysch, Eugen (2015): Kein Sterben zweiter Klasse. In: Pro Alter, Bd. 47.

Sauer, S. (2015): Institutionalisiertes Sterben in Deutschland : Trends in der Sterbeortverteilung: zu Hause, Krankenhaus und Pflegeheim. In: Zeitschrift für Gerontologie + Geriatrie, Bd. 48.

George, Wolfgang (2015).: Gute palliative Betreuung? Sterbebegleitung in deutschen Pflegeheimen. In: Dr. med. Mabuse, Bd. 40.

Vogt, Alexandra (2014): Belastungen von Mitarbeitern in der stationären Pflege durch das Miterleben von Sterben, Tod und Trauer. In: Heilberufe, Bd. 5.

Koppitz, Andrea (2014): Sterben mit Demenz im Pflegeheim. In: Pflegewissenschaft, Bd. 16.

Reitberger, Peter (2013): Palliative Care ist nicht nebenbei zu leisten: Begleiten am Lebensende. In: Altenheim, Bd. 52.

Froggatt, Katherine (2013): The "regulated death" : a documetary analysis of the regulation and inspection of dying and death in English care homes for older people. In: Marshall, Victor; Cutchin, Malcom: Social institutions, the life course, and ageing.


Schließlich können Sie Online-Ressourcen ohne weiteren Aufwand nachlesen:

Goodman, Claire (2015): End of life care interventions for people with dementia in care homes: addressing uncertainty within a framework for service delivery and evaluation. In: BMC palliative care, Bd. 14.

Radbruch, Lukas (2014): Hospizkultur und Palliativversorgung in Pflegeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen: Umsetzungsmöglichkeiten für die Praxis.

Farrington, Conor (2014): Blended e-learning and end of life care in nursing homes: a small-scale mixed-methods case study. In: BMC palliative care, Bd. 13.

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (2012): Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen im hohen Lebensalter in Pflegeeinrichtungen: Grundsatzpapier zur Entwicklung von Hospizkultur und Palliativversorgung in stationären Einrichtungen der Altenhilfe.

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Bis zum 2.10. fand in Darmstadt der 9. Bundeskongress der Sozialen Arbeit statt. Er trug den Titel „Politik der Verhältnisse – Politik des Verhaltens: Widersprüche der Gestaltung Sozialer Arbeit“. Lesen Sie hier zunächst allgemeine Informationen zum Bundeskongress und eine Zusammenfassung der Auftaktveranstaltung vom 30.9.2015.

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In den folgenden Wochen werden wir weitere Beiträge verschiedener Fachleute und ProfessorInnen aus Sozialer Arbeit und Geragogik präsentieren. Die Beiträge bauen aufeinander auf. In diesem ersten Teil können Sie einen Überblick über die Thematik gewinnen. Im zweiten Teil präsentieren wir Ihnen demnächst Impulsvorträge, welche den Widerspruch „Politik der Verhältnisse – Politik des Verhaltens“ vertiefen. Sie können unsere Zusammenfassungen dieser Vorträge nachlesen und sie auch im Originalton nachhören. Im dritten Teil wird dieser Widerspruch in seniorenpolitischen Themen beleuchtet.

Einen Überblick über die Veranstaltungen bietet zunächst das Hauptprogramm des Kongresses. Sie können sich auch unsere bisher veröffentlichten Artikel zum Bundeskongress anschauen.


Eine inhaltliche Einführung liefert Prof. Dr. Johannes Stehr, Mitorganisator des Kongresses:

Grundannahme vieler Veranstaltungen ist, dass eine Politik der Verhältnisse von einer Politik des Verhaltens verdrängt wurde. Es werden also personalisierte Konzepte von Verhaltenssteuerung in den Vordergrund gedrängt, die tatsächlich schlechten Rahmenbedingungen finden in politischen Diskussionen kaum Beachtung.

Anschaulich ist dies zur Zeit am Beispiel von Geflüchteten. Nicht Ungleichheit und Herrschaft werden thematisiert, sondern es wird ausgegrenzt, es wird sogar in "gute" und "schlechte Flüchtlinge" unterschieden. Sogenannte schlechte Flüchtlinge werden als "Wirtschaftsflüchtlinge" definiert und damit ausgeschlossen.

Auf dem Bundeskongress werden z.B. zentrale Konzepte neoliberaler Politik hinterfragt, auch Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit werden beleuchtet. Dazu sind die Veranstaltungen in vier Panels unterteilt.


Der Präsident der Hochschule Darmstadt, Prof. Dr. Ralph Stengler, wies in seiner Rede vor allem auf die verstärkten gesellschaftlichen Gegensätze in der Verteilung von Armut und Reichtum hin. Sozial ArbeiterInnen erfahren die gesellschaftliche Auswirkungen dieser Gegensätze direkt und unmittelbar, wie z.B. Arbeitslosigkeit, Armut, Ausgrenzung und Krankheit. Soziale Arbeit ist eine reflektierende Disziplin. Durch sie kann festgestellt werden, dass aus strukturellen Problemen individuelle Probleme gemacht werden. Der Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt hat Forschungsstärke und einen hohen Reflexionsgrad. Auch die übrigen MitarbeiterInnen und Studierenden der Hochschule profitieren vom Know-How des Fachbereiches.


Die Präsidentin der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Prof. Dr. Marion Großklaus-Seidel, stellte fest, dass sich die Anzahl von älteren Menschen in der Gesellschaft weiter erhöhen wird, eine menschenwürdige Versorgung muss also gewährleistet werden. Aber nicht nur Ältere, auch viele andere Menschen sind von Ausgrenzung bedroht. Es ist daher Teilhabe und eine Kultur des Sozialen notwendig.


Jochen Partsch (Bündnis 90 / Grüne, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt) weist auf eine notwendige Stärkung der Lebensverhältnisse in den Quartieren und die wichtige Rolle der Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit dabei hin. Ausgrenzungsprozessen muss widerstanden werden.

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Das diesjährige Altenparlament trat mit vielen Forderungen und Anregungen im Kieler Landeshaus an die Landespolitik heran. Mit Nachdruck warben die Deligierten für ein stärkeres, generationenübergreifendes Miteinander in der Gesellschaft. 

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Die 84 Delegierten des 27. Altenparlaments aus seniorenaktiven Verbänden und Organisationen verabschiedeten rund 50 Anträge. Als ein wesentliches Element zur Förderung des Miteinanders forderten die Delegierten mehr Umsicht beim Wohnungsbau – bezahlbar, barrierefrei, mit Anschluss zur täglichen Versorgung und nicht zuletzt mit breitem Raum für Kontaktmöglichkeiten, um einer Isolation im Alter entgegenzuwirken. Dies hatte bereits der Sozialpsychiater Prof. Klaus Dörner in einem einleitenden Vortrag angesprochen. Seinem Ruf nach „Gemeinwohl“-Projekten entspricht so auch die Forderung des Altenparlaments nach „Mehrfunktionshäusern“. Landtag und Landesregierung wurden zudem aufgefordert, einen „Preis für vorbildliche, soziale und finanzierbare Wohnraumversorgung“ auszuschreiben.

Weitere Themenbereiche waren der ÖPNV, Gesundheit und Ehrenamt. So erging unter anderem erneut die Forderung an die Politik, die freiwillige Abgabe des Führerscheins mit einem kostenfreien, „auf Zeit begrenzten Ticket für den Öffentlichen Personennahverkehr“ zu honorieren.Ferner verlangten die Senioren, die wohnortnahe medizinische Versorgung zu erhalten beziehungsweise zu verbessern. In diesem Zusammenhang wurden ausdrücklich die Hospize einbezogen. Und: Das Plenum sprach sich für die Einrichtung einer „Landesstiftung für Ehrenamt und bürgerliches Engagement“ aus.

Weitere Informationen: Altenparlament Schleswig-Holstein

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Die Publikation der rheinland-pfälzischen Landesregierung informiert über den Beteiligungsprozess, welcher in dem Bundesland ein gutes Leben im Alter ermöglichen soll.

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Zielsetzung ist, den demografischen Wandel gemeinsam zu gestalten. Einleitend wird über Ergebnisse von Regionalforen und Beteiligungsworkshops berichtet. Anschließend wird über verschiedene Projekte im Land berichtet. Diese sind in 5 Handlungsfelder - Selbstbestimmtes Wohnen im Alter; Mobil und fit im Alter; Gut und sicher leben; Solidarität der Generationen stärken und Beteiligung älterer Menschen stärken - unterteilt. Abschließend werden Hinweise für Beteiligungsprozesse auf kommunaler Ebene gegeben, welche auch länderübergreifend hilfreich sein können.

Die gesamte Publikation können Sie online nachlesen.

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Durch Broschüren des Städtetages Baden-Württembergs liegen Arbeitshilfen zur Inklusion auf kommunaler Ebene vor.  Dabei wird sich vor allem auf die UN-Behindertenkonvention bezogen.

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Das Heft "Lebensraum Stadt. Inklusion kommunal. Reportagen und Momentaufnahmen zur Inklusion." liefert 7 Praxisbeispiele, wie Inklusion funktionieren kann. In der Arbeitshilfe "Kommunale Aktionspläne" werden Instrumente zur Umsetzung vorgestellt - ausdrücklich auch für andere Bundesländer geeignet.

Das Thema Inklusion lässt sich nicht auf Menschen mit Beeinträchtigungen beschränken. Es wird festgestellt, dass Inklusion alle Menschen betrifft, ob "[...] mit oder ohne Behinderung, mit Migrationserfahrung oder ohne, alte oder junge, reiche oder arme. Und weil diese Gesellschaft – wahrscheinlich – erst am Anfang einer Entwicklung hin zur Teilhabe aller steht." Auf dieses Thema können also auch Seniorenräte einwirken, vertreten sie doch einen sehr heterogenen Teil der Gesellschaft.

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