In einem früheren Beitrag konnten Sie sich bereits über den Stand der Pflegekammern in den nördlichen Bundesländern informieren. In Mecklenburg-Vorpommern lag ein Bericht über die Befragung von Pflegekräften einige Zeit zur Prüfung beim Auftraggeber, also dem Landesministerium für Arbeit, Gleichstellung und Soziales. Im Dezember wurde der Bericht veröffentlicht, mit einem deutlichen Ergebnis in Sachen Pflegekammer.
In der politischen Debatte wurde der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns vorgeworfen, die Ergebnisse des Berichtes zurückzuhalten, um weiter die Entwicklungen in anderen Bundesländern beobachten zu können. Denn eine Initialisierung von Pflegekammern wurde bisher immer von der Zustimmung der in ihr zu organisierenden Pflegekräfte abhängig gemacht. Noch Anfang Oktober wurden Fragen nach bereits vorliegenden Ergebnissen ausweichend beantwortet.
Argumente für die Pflegekammer lassen sich im Kontext des Pflegenotstandes nachvollziehen. Pflegekräften sind unzureichend in Gewerkschaften organisiert, ihre Interessen werden also auch nicht angemessen vertreten. Die Wohlfahrtsverbände stehen häufig eher für die Arbeitgeberseite, Betriebsräte fehlen vor allem bei kirchlichen Trägern, im Ergebnis streiken Pflegende selten. Zu verbessern gäbe es einiges im Pflegeberuf: Entlohnung, Arbeitsbedingungen und Ausbildungsbedingungen (inklusive der fehlenden Akademisierung) sind nur drei Beispiele. Pflegekammern sollen als echte Interessenvertreter für Pflegekräfte fungieren. Kritisiert wird, dass die Arbeit der Pflegekammern durch ihre Mitglieder finanziert werden soll, bei einer großen Zahl von Mitgliedern soll dieser Betrag aber klein gehalten werden.
Der am 2. Dezember veröffentlichte Bericht des Zentrums für Sozialforschung aus Halle liefert deutliche Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern: 73 % der befragten Pflegekräfte befürworten die Einführung von Pflegekammern, nur 15,6 % lehnen diese ab. Der zentrale Kritikpunkt – die Fianzierung durch die Mitglieder – wurde nur von den BefürworterInnen beantwortet. Von diesen sind 61,6 % bereit, Beiträge zu entrichten, nur 10,1 % sind nicht dazu bereit.
Der Bericht liefert auch zur Situation der Pflegekräfte Informationen und Handlungsempfehlungen, die aus Befragungen von ArbeitnehmerInnen, ArbeitgeberInnen und ExpertInnen resultieren. Den gesamten Bericht können Sie online nachlesen.