Laut einem Beitrag des Instituts Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule zum Pflegereport 2015 fehlen bis 2030 mindestens 350 000 Kräfte in der Versorgung von Pflegebedürftigen, darunter rund 130 000 Pflegefachkräfte.
Der Bericht des IAT bildet das achte Kapitel des Pflegereportes 2015. Dieser wird vom wissenschaftlichen Institut der AOK herausgegeben. Er umfasst mehr als 200 Seiten. Ob sich eine Bestellung für Sie lohnt, können Sie aus dem Inhaltsverzeichnis oder der sechsseitigen Zusammenfassung entnehmen.
Die Kräfte werden in der vollstationären Pflege, Tagespflege, ambulanten Pflege, Pflege-Wohngemeinschaften und in der Hospizarbeit benötigt. Die anfangs genannten Zahlen beziehen sich auf beziehen sich auf nötige MitarbeiterInnen, umgerechnet entsprechen diese Zahlen rund 250 000 bzw. 100 000 Vollzeitstellen. Am Arbeitsmarkt stehen aber bereits heute kaum noch Fachkräfte des „Kernberufs“ Pflege zur Verfügung. Umfassende Anstrengungen sind nötig, um die Lücke zu schließen.
Christoph Bräutigam, Michaela Evans und Josef Hilbert ermitteln in ihrem Beitrag den Personalbedarf in den verschiedenen Wohn- und Versorgungsformen für Pflegebedürftige und zeigen Ansätze auf, den künftigen Personalbedarf zu decken. Denn die unterschiedlichen Versorgungsformen werden künftig verschärft um qualifiziertes Personal konkurrieren, untereinander und auch mit den Krankenhäusern. Einen wesentlichen Ansatzpunkt wird in der beruflichen Qualifizierung gesehen. In den Pflegefachberufen schließen jährlich rund 30 000 AbsolventInnen erfolgreich ihre Ausbildung ab. Diese Zahlen sind kaum noch ausreichend, um die Zahl der Beschäftigten auch nur stabil zu halten. Mit den ab 1995 besonders geburtenschwachen Jahrgängen könnten die Ausbildungszahlen kräftig sinken. Zudem werden in den nächsten Jahren altersbedingt immer mehr Pflegefachkräfte ausscheiden. Schon diese Ausfälle zu kompensieren würde also eine deutliche Ausweitung der Ausbildungskapazitäten erfordern. Auch die Ausweitung des Beschäftigungsumfangs, der Erwerbsbeteiligung und der Berufsverweilzeit müssen angegangen werden.
Das Berufsfeld konkurriert zunehmend um Nachwuchs mit anderen Branchen, denen ein besserer Ruf anhaftet. Eine deutliche Attraktivitätssteigerung des Berufs wird durch Imagekampagnen allein nicht zu erreichen sein. Deutliche Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Fachkräfte-Vergütung sowie eine Aufwertung der Pflege durch Akademisierung könnten laut dem Bericht dazu beitragen, neue Zielgruppen für eine berufliche Laufbahn in der Pflege zu gewinnen.