In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift „Forschung Aktuell“ werden Ergebnisse des EU-Projektes „Mobilizing the Potential of Active Ageing in Europe“ (MoPAct) vorgestellt. Es gab in den letzten Jahrzehnten große Weiterentwicklungen im Bereich von technischen Hilfsmitteln, welche vor allem oder auch von älteren Menschen angewendet werden könnten. Sie werden von SeniorInnen jedoch noch relativ selten genutzt.
Informationstechnik und Digitalisierung eröffnen viele neue Möglichkeiten für Gesundheit, Heilung, Pflege und für ein besseres Leben mit chronischen Krankheiten. EHealth, Telemedizin und altersgerechte Assistenzsysteme könnten die Versorgung besser und effizienter machen, die Lebensqualität steigern. Bei der Umsetzung und Nutzung, aber vor allem bei deren Finanzierung gibt es laut dem dem Direktor des Instituts Arbeit und Technik (IAT) noch massive Probleme.
Die Nutzung digitalisierter Techniken im Gesundheitswesen, Wohnen in Alter und Perspektiven für den Übergang von der Welt der Arbeit in die Rente waren die Hauptthemen der Veranstaltung „MoPAct comes to Germany“ am 29. Juni 2016 in der Akademie der Wissenschaften, Berlin. Drei Jahre lang haben 26 Forschungseinrichtungen aus 13 europäischen Ländern im Projekt erforscht, wie sich die Potenziale des Aktiven Alterns für die Zukunftsfähigkeit in Deutschland und Europa mobilisieren lassen. Aus Deutschland waren neben dem IAT die Forschungsgesellschaft für Gerontologie und die Ruhr-Universität Bochum beteiligt.
Telemedizin oder altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben sind in Deutschland zwar gut erforscht, „aber wir – als der größte und vielversprechendste Markt in Europa – haben enorme Probleme mit der Umsetzung.“ warnt Prof. Hilbert, Direktor des IAT.
Die Ursachen für die Nutzungs- und Umsetzungsprobleme sind vielfältig. Zum einen besteht Nachholbedarf bei der Information der Bevölkerung, aber auch der Fachwelt – etwa ärztliches und pflegerisches Personal oder auch GerontologInnen und SozialarbeiterInnen. Zum anderen sollte die Zusammenarbeit zwischen Forschung und Entwicklung und potenziellen NutzerInnen verbessert werden. Darüber hinaus gibt es in Deutschland für viele der neu entstanden Techniken bzw. technikgestützten Dienstleistungen bislang keine flächendeckenden Erstattungsmöglichkeiten. Der Gesetzgeber hat die dafür zuständige Selbstverwaltung des deutschen Gesundheitswesens explizit beauftragt, entsprechende Regelungen zu verabschieden.
„Um die Digitalisierung für mehr Gesundheit, Lebensqualität und Aktives Altern nutzen zu können, müssen in Deutschland Politik, Wirtschaft und Gesellschaft durchstarten“, fordert Hilbert. Der gerade gestartete Innovationsfonds für die Entwicklung neuer und integrierter Versorgungsstrukturen biete hier neue Anknüpfungspunkte. Das „Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen (E-Health-Gesetz)“ programmiere einen längst überfälligen Fahrplan für die Einführung einer digitalen Infrastruktur und zu ersten Anwendungen auf der elektronischen Gesundheitskarte.
Fachlich und finanziell wurde die Veranstaltung von der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Initiative Neue Qualität der Arbeit unterstützt.
Mehr zu dem EU-Projekt MoPAct erfahren Sie in der Ausgabe 07/2016 der Zeitschrift Forschung Aktuell.