Die meisten Hochaltrigen sind sozial gut eingebunden, doch die Corona-Pandemie hat die Situation verschlechtert. Das sind einige der zentralen Ergebnisse eines im März erschienenen Berichts zur sozialen Eingebundenheit, der im Rahmen der bundesweiten Studie D80+ veröffentlicht wurde.
90,9 Prozent der Menschen ab 80 Jahren in Deutschland haben mindestens zwei Bezugspersonen, die ihnen wichtig sind. 37,4 Prozent verbringen manchmal, 40,5 Prozent sogar häufig Zeit mit Verwandten, Bekannten und Freund*innen. Damit seien die meisten Hochaltrigen „sozial gut eingebunden“. Das ist eines der Ergebnisse des fünften Kurzberichts der Hochaltrigkeitsstudie D80+. Diese Ausgabe trägt den Titel „Soziale Eingebundenheit“ und ist bereits im März erschienen. Der knapp 30-seitige Bericht kann hier heruntergeladen werden.
Gleichzeitig gibt es große Unterschiede innerhalb der Gruppe der Hochaltrigen. Vergleichsweise hoch sei der Anteil der Menschen ab 85 Jahren, der angibt, weniger als zwei Bezugspersonen zu haben. Gleiches gelte für Männer, Heimbewohner*innen und Personen mit niedriger formaler Bildung. Die Studie D80+ „Hohes Alter in Deutschland“ hat zwischen November 2020 und April 2021 schriftliche Befragungen von mehr als 10.000 Personen im Alter ab 80 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse werden thematisch ausgewertet und in regelmäßig erscheinenden Kurzberichten dargelegt.
Auch die Situation der Pandemie, die im Zeitraum der Befragung sehr präsent war, ist Teil der Auswertung. Sie hat die soziale Eingebundenheit der Menschen im hohen Alter verändert. Die Veränderungen privater Kontakte werden überwiegend als negativ bewertet. Von einer großen Veränderung sprechen diejenigen, die zuvor ein großes soziales Netzwerk und soziale Unterstützung hatten.
Einordnungen des Berichts gab es auch aus Berlin. „Die Ergebnisse der Studie sollten uns zu denken geben. Wir wissen, welche Folgen es haben kann, wenn Menschen in Heimen über längere Zeit sozial isoliert sind“, warnt die inzwischen zurückgetretene Familien- und Senior*innenministerin Anne Spiegel (Bündnis 90/Die Grünen) im März als Reaktion auf den Bericht. „Im dritten Jahr der Pandemie sollten wir deshalb alles tun, damit Bewohnerinnen und Bewohner von Heimen regelmäßig Besuch empfangen und am sozialen Leben teilhaben können.“
Die Hochaltrigkeitsstudie D80+ wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert und vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) und dem Cologne Center for Ethics, Rights, Economics, and Social Sciences of Health (ceres) durchgeführt. Bislang gebe es kaum Erkenntnisse über das hohe Alter in Deutschland – und das vor dem Hintergrund einer immer älter werdenden Gesellschaft – was Ausgangspunkt für die Studie war.