Rund hundert Ehrenamtliche sind es, die sich allein in den sieben Kieler Servicehäusern der AWO für die Pflege engagieren: in Betreuungsgruppen, als Vorsorgeberater, bei Ausflügen, in Gesprächen und Lesekreisen, durch Mithilfe bei Flohmärkten, als Wühlmaus in den Gärten, als Etagensprecher oder Bewohnerfürsprecher. In den letzten Monaten sind durch die Jahreskampagne „Pflege braucht Zeit“ noch einmal viele neue Zeitspender hinzugekommen.
„Gleich sieben auf einen Streich waren es, die wir bei einer Infoveranstaltung „Rund um das Ehrenamt“ engagieren konnten“, erzählt Susanne Weber, Leiterin des Servicehauses in Mettenhof. Die Damen der Ortsgruppe Hasseldieksdamm-Mettenhof des Sozialverbandes (SoVD) werden künftig mit Spielenachmittagen, Vorlesen oder Spaziergängen den Alltag der Mieter in der WOHNpflege und im Servicehaus bereichern.
Zur AWO gebracht hat sie Ernesta Langer, die 1. Frauensprecherin im SoVD. „Als ich vor fünf Jahren aufgehört habe zu arbeiten, habe ich mir gedacht: Jetzt hast du Zeit, jetzt tust du was für die Älteren“, erzählt Langer von ihrem eigenen Engagement. Drei Jahre lang gestaltete sie einmal pro Woche einen Kaffeenachmittag mit Gedächtnistraining. „Als wir angefangen haben, waren wir zu siebt. Als ich dann vor zwei Jahren wegen eines Bandscheibenvorfalls nicht mehr konnte, waren wir schon 22. Es hat immer sehr viel Spaß gemacht und die Leute waren so dankbar.“ Auch heute noch kommt sie jeden Dienstag ins Haus, um die Bingo-Gruppe zu betreuen. „Da sind wir sogar meist doppelt so viele.“ Obwohl die 72-Jährige gerade ihr Haus renoviert, war sie auch diese Woche bei der AWO: „Die Zeit nehme ich mir.“
Umgekehrt engagieren sich aber auch die AWO-Mieter selbst ehrenamtlich. „Im Rahmen eines Schulprojekts mit der Goethe-Gemeinschaftsschule hat sich zum Beispiel Frau Scheel bereit erklärt, mit einigen Schülerinnen ehrenamtlich zu filzen“, erzählt Ehrenamtskoordinatorin Stefanie Rempfer. So sind schon etliche Pantoffelpaare entstanden, die beim Weihnachtsmarkt am vergangenen Sonntag gegen Spenden für die nächste gemeinsame Klassenfahrt der Schüler und Mieter angeboten wurden.
„Unsere jüngste Zeitspenderin in den Kieler Servicehäusern ist 21 Jahre alt, der älteste 93 Jahre. Pflege braucht Zeit, und dieses freiwillige, wertvolle Engagement tut den älteren und jüngeren Menschen einfach gut“, meint Susanne Weber.
Der Internationale Tag des Ehrenamtes (International Volunteer Day for Economic and Social Development, IVD) ist ein jährlich am 5. Dezember abgehaltener Gedenk- und Aktionstag zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Er wurde 1985 von der UN mit Wirkung ab 1986 beschlossen.
Hintergrund:
„Wer hat an der Uhr gedreht? Pflege braucht Zeit!“ Unter diesem Motto hat die AWO Pflege Schleswig-Holstein gemeinsam mit dem Sozialverband Deutschland – Landesverband Schleswig- Holstein eine neue Jahreskampagne gestartet. „Mit der Kampagne möchten wir auf die vielfältigen ‚Zeit-Nöte‘ in der Pflege aufmerksam machen – die der Pflegebedürftigen, aber auch derjenigen, die pflegen – und gleichzeitig etwas dagegen tun“, erklärte Uwe Braun, Leiter des Unternehmensbereichs Pflege der AWO Schleswig-Holstein.
Gemeinsam mit dem SoVD, den Ortsvereinen, den Ausbildungsstätten für Altenpflege, den Diensten und Einrichtungen der Pflege und vielen ehrenamtlichen Helfern sammelt die AWO Schleswig- Holstein in den kommenden zwölf Monaten Zeit, um sie anschließend der Pflege zur Verfügung zu stellen. „Dafür, aber auch um die Zeit symbolisch wieder selbst in die Hand zu nehmen, haben wir in allen Diensten und Betrieben „Zeitsammelstellen“ eingerichtet, um Zeitspenden und Uhren zu sammeln“, so Braun. „Am Ende des Jahres wollen wir so viele zusätzliche Stunden für die Pflege gesammelt und Menschen gewonnen haben, die sich auch zukünftig mit ihrer Zeit für die Pflege einsetzen. Denn die Bewältigung der demografischen Veränderung muss eine gesellschaftliche Aufgabe sein und darf nicht allein als Aufgabe der Pflegenden gesehen werden!“
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