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2. Oktober 2015

9. Bundeskongress Soziale Arbeit – Darmstadt

Bis zum 2.10. fand in Darmstadt der 9. Bundeskongress der Sozialen Arbeit statt. Er trug den Titel „Politik der Verhältnisse – Politik des Verhaltens: Widersprüche der Gestaltung Sozialer Arbeit“. Lesen Sie hier zunächst allgemeine Informationen zum Bundeskongress und eine Zusammenfassung der Auftaktveranstaltung vom 30.9.2015.

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In den folgenden Wochen werden wir weitere Beiträge verschiedener Fachleute und ProfessorInnen aus Sozialer Arbeit und Geragogik präsentieren. Die Beiträge bauen aufeinander auf. In diesem ersten Teil können Sie einen Überblick über die Thematik gewinnen. Im zweiten Teil präsentieren wir Ihnen demnächst Impulsvorträge, welche den Widerspruch „Politik der Verhältnisse – Politik des Verhaltens“ vertiefen. Sie können unsere Zusammenfassungen dieser Vorträge nachlesen und sie auch im Originalton nachhören. Im dritten Teil wird dieser Widerspruch in seniorenpolitischen Themen beleuchtet.

Einen Überblick über die Veranstaltungen bietet zunächst das Hauptprogramm des Kongresses. Sie können sich auch unsere bisher veröffentlichten Artikel zum Bundeskongress anschauen.


Eine inhaltliche Einführung liefert Prof. Dr. Johannes Stehr, Mitorganisator des Kongresses:

Grundannahme vieler Veranstaltungen ist, dass eine Politik der Verhältnisse von einer Politik des Verhaltens verdrängt wurde. Es werden also personalisierte Konzepte von Verhaltenssteuerung in den Vordergrund gedrängt, die tatsächlich schlechten Rahmenbedingungen finden in politischen Diskussionen kaum Beachtung.

Anschaulich ist dies zur Zeit am Beispiel von Geflüchteten. Nicht Ungleichheit und Herrschaft werden thematisiert, sondern es wird ausgegrenzt, es wird sogar in „gute“ und „schlechte Flüchtlinge“ unterschieden. Sogenannte schlechte Flüchtlinge werden als „Wirtschaftsflüchtlinge“ definiert und damit ausgeschlossen.

Auf dem Bundeskongress werden z.B. zentrale Konzepte neoliberaler Politik hinterfragt, auch Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit werden beleuchtet. Dazu sind die Veranstaltungen in vier Panels unterteilt.


Der Präsident der Hochschule Darmstadt, Prof. Dr. Ralph Stengler, wies in seiner Rede vor allem auf die verstärkten gesellschaftlichen Gegensätze in der Verteilung von Armut und Reichtum hin. Sozial ArbeiterInnen erfahren die gesellschaftliche Auswirkungen dieser Gegensätze direkt und unmittelbar, wie z.B. Arbeitslosigkeit, Armut, Ausgrenzung und Krankheit. Soziale Arbeit ist eine reflektierende Disziplin. Durch sie kann festgestellt werden, dass aus strukturellen Problemen individuelle Probleme gemacht werden. Der Fachbereich Soziale Arbeit der Hochschule Darmstadt hat Forschungsstärke und einen hohen Reflexionsgrad. Auch die übrigen MitarbeiterInnen und Studierenden der Hochschule profitieren vom Know-How des Fachbereiches.


Die Präsidentin der Evangelischen Hochschule Darmstadt, Prof. Dr. Marion Großklaus-Seidel, stellte fest, dass sich die Anzahl von älteren Menschen in der Gesellschaft weiter erhöhen wird, eine menschenwürdige Versorgung muss also gewährleistet werden. Aber nicht nur Ältere, auch viele andere Menschen sind von Ausgrenzung bedroht. Es ist daher Teilhabe und eine Kultur des Sozialen notwendig.


Jochen Partsch (Bündnis 90 / Grüne, Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt) weist auf eine notwendige Stärkung der Lebensverhältnisse in den Quartieren und die wichtige Rolle der Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit dabei hin. Ausgrenzungsprozessen muss widerstanden werden.

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